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Religiöse Pluralität und vielfache religiöse Identitäten: RePliR auf der Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR) in Bern

21/6/2018

 
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Eine besondere Möglichkeit zur interdisziplinären Arbeit ergab sich für einige Doktorandinnen und Doktoranden des Forschungskollegs auf der 16. Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR), die vom 17.-21. Juni in Bern stattfand. Unter dem Titel „Multiple Religious Identities – Individuals, Communities, Traditions” fanden sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus einem internationalen Kontext zusammen, um ihre Forschungen zum übergeordneten Thema globaler und nationaler religiöser Pluralität zu präsentieren. Für die Kollegiaten und Kollegiatinnen von RePliR Linda Hennig, Martina Loth, Aysel Tepeli, Susanne Stentenbach-Petzold, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider sowie die Kollegskoordinatorin Sarah Jahn ergab sich so eine gute Gelegenheit, sich in einem internationalen Rahmen auszutauschen und eigene Arbeiten zum Thema religiöser Pluralität einzubringen.

Unter dem Titel „Regulating Religious Plurality” hatten Linda Hennig, Sarah Jahn, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider im Vorfeld der Tagung einen „Call for Papers“ gestartet, um Forschende aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen, die sich mit Regulierungsfragen beschäftigen. Aufgrund einiger vielversprechender Abstracts von Forschenden, die in verschiedenen regionalen bzw. nationalen Kontexten zum Umgang mit religiöser Pluralität arbeiten, konnte das Panel mit zwei Sitzungen an den Start gehen. Sarah Jahn übernahm die Leitung des Panels und stellte den angesichts der Größe der EASR-Tagung doch zahlreicher als erwartet erschienenen Zuhörenden zunächst das Forschungskolleg RePliR und mögliche Perspektiven auf die Frage der Regulierung vor.

In der ersten Sitzung beleuchtete zunächst Julia Martínez-Ariño (Universität Groningen, Niederlande) die Rolle religiöser Akteure in urbanen Kontexten des durch das politische Prinzip der Laizität geprägten Frankreich. Sie machte am Beispiel von lokalen „Councils“ in drei französischen Städten unter anderem deutlich, wie die religiösen Akteure zu Partnern der lokalen Governance werden. Hajer Ben Hadj Salem (Tunis University, Tunesien) richtete eine eher politikwissenschaftliche und historische Perspektive auf das Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften in den USA. Sie befragte jeweils auch das historisch geprägte Verständnis von Pluralität.

Den Abschluss der ersten Sitzung bildete der Vortrag der RePliR-Doktorandin Linda Hennig, die sich mit dem Umgang mit Religiosität, religiöser Zugehörigkeit und daraus ergebenden Zuschreibungsprozessen in Ausbildungs- und Arbeitsorganisationen auseinandersetzte. Insgesamt zeigte sich bereits im ersten Panel, dass Regulierung ein sehr weites Feld darstellt und die begrifflichen Konzeptionen stark voneinander abweichen können. An den empirischen Beispielen wurden die Möglichkeiten produktiver Kooperation deutlich, die sich zwischen Akteuren vor allem auf lokaler oder organisationsinterner Ebene ergeben.

Die zweite Sitzung wurde mit dem Vortrag des RePliR-Doktoranden Mathias Schneider eröffnet, der das regulative Potential des religiösen Dialogs am Beispiel des japanischen Zen-Buddhisten D.T. Suzuki thematisierte. Er legte dar, wie theologische Interpretationen des religiös Anderen entstehen und welche Wirkung sie entfalten, etwa die wechselseitige Transformation.

Anschließend ging RePliR-Doktorand David Rüschenschmidt der Frage nach, inwieweit der christlich-muslimische Dialog als Form der Regulierung verstanden werden kann. Er setzte historische Beispiele wie christliche Missionsaktivitäten oder eine christlich-muslimische Friedensinitiative mit theoretischen Überlegungen zu Regulierung ins Verhältnis. Den Abschluss des Panels bildete der Vortrag von Tomas Axelson (Dalarna University, Schweden) über interreligiöse „Councils“ in Schweden. Erneut wurden die Potentiale der Kooperation in einem lokalen Setting hervorgehoben, aber auch die Herausforderungen, die schon allein in der Entscheidung bestehen, welche Akteure in die Zusammenarbeit einbezogen werden und welche nicht. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es eine besondere Herausforderung darstellt, die Perspektive der Regulierung auf konkrete empirische Forschungsarbeiten zu richten.

Auch die Doktorandinnen Martina Loth und Aysel Tepeli brachten sich mit ihren Dissertationsthemen auf der Konferenz ein, und zwar im Panel „Prayer, Pop and Politics. Researching post-migrant religious youth culture“, das von Astrid Mattes (Universität Wien) organisiert wurde. Die übergreifende Frage des Panels richtete sich an das religiöse Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und wie diese Religion als Ressource für gesellschaftliches Engagement und Teilhabe nutzen. Gleichzeitig wurde ein intersektionales Verständnis von Zugehörigkeit zugrunde gelegt, dass die vielschichtigen Mehrfachzugehörigkeiten der Jugend berücksichtigt und auch soziale Ungleichheiten in den Blick nimmt. Die interdisziplinären Forscher und Forscherinnen stellten eigene Projekte zu (überwiegend muslimischen) Jugendlichen und die Bedeutung von Religion in ihrem Alltag vor. Giulia Evolvi zeigte anhand ihres Projekts „#NoussommesUnis. Example of digital engagement of young Muslims“ beispielsweise auf, wie junge Muslime und Musliminnen in Frankreich durch digitales Engagement die Stigmatisierung von Muslimen als Terroristen abzubauen versuchten. Die Kollegiatinnen Martina Loth und Aysel Tepeli, die sich mit der konfessionellen Binnendifferenzierung von Muslimen befassen, diskutierten die interne Pluralität alevitischer Identität und zeigten am empirischen Material auf, dass Religionszugehörigkeiten auch nicht-religiöse Selbstverständnisse umfassen können und auf welch unterschiedliche Weise Religion in der Identitätskonstruktion erfahren werden kann. So stellt die plurale alevitische Identität in ihrer Binnendifferenzierung die Frage nach religiösem Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Frage, da auch nicht religiöse Aleviten und Alevitinnen sich engagieren, ohne sich deshalb als religiös verstehen zu müssen.

Die vielen verschiedenen Impulse der Tagung waren für die Doktorandinnen und Doktoranden eine sehr gewinnbringende Erfahrung. Nicht nur die aktive Teilnahme an der Tagung, sondern auch das Zusammensein vor der Kulisse Berns trugen zu einer schönen gemeinsamen Reise bei, die den Zusammenhalt der Kollegiatinnen und Kollegiaten untereinander stärkte.

Text: Linda Hennig, Mathias Schneider, Aysel Tepeli

Bericht zum Abendvortrag und zur Meisterklasse mit Ulrike Popp-Baier

30/5/2018

 
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Die Religionspsychologin Ulrike Popp-Baier (Universität Amsterdam) war am 29. und 30. Mai zu Gast im Forschungskolleg RePliR.Sie folgte der Einladung von Aysel Tepeli.

Der Abendvortrag zum Thema "Religion und was sonst noch zählt. Psychologische Studien zu moralischen Imaginationen und religiösen Pluralismen bei jungen Erwachsenen in den Niederlanden" befasste sich aus religionspsychologischer Perspektive mit Fragen moralischer Orientierungen von jungen Menschen unterschiedlichster Religionszugehörigkeit. In dem Vortrag stellte Ulrike Popp-Baier erste vorläufige Befunde ihrer Analyse von 31 narrativen Interviews vor. Im Anschluss an den Vortrag diskutierte das Plenum intensiv über Fragen religiöser und nicht religiöser Orientierungen, sowie über diese hinausgehende, geteilte moralische Orientierungen der jungen Erwachsenen.

Für die Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierenden der Religionswissenschaft und Sozial- und Kulturpsychologie war die Veranstaltung aus methodischer und inhaltlicher Perspektive besonders wertvoll und interessant, da die Ergebnisse der Studie insbesondere auch die Gemeinsamkeiten zwischen den jungen Erwachsenen herausstellt.

Am darauf folgenden Tag hatten die Doktorand*innen des Kollegs die Möglichkeit gemeinsam mit Ulrike Popp-Baier Material zu analysieren. Dabei wurde ein Ausschnitt eines narrativen Interviews aus dem Projekt von Aysel Tepeli in der Gruppe analysiert. Insgesamt wurden die Veranstaltung und der Vortrag im Hinblick auf das Oberthema des Kollegs als eine bereichernde Perspektive wahrgenommen, die daran erinnert, den Blick im Rahmen von Diversität und Pluralität auch auf das Verbindende zwischen Menschen zu richten.

Bericht zum Abendvortrag “Doing Common Things from Specific Places. Using Deweyan Pragmatism for Analysing Social Participation of European Muslims” mit Anne-Sophie Lamine

12/2/2018

 
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Wie sich die gesellschaftliche Teilhabe von Muslimen in Europa erforschen lässt, war die zentrale Frage des Abendvortrages vom 6. Februar 2018, der von Linda Hennig vom Forschungskolleg RePliR organisiert wurde. Prof. Dr. Dr. Anne-Sophie Lamine von der Universität Straßburg stellte hierzu Ihren pragmatistischen Forschungsansatz vor.

Die Soziologin stellte zunächst die Denkschule des amerikanischen Pragmatismus mit seinen Hauptvertretern Charles Sanders Peirce, William James, George Herbert Mead und John Dewey vor. Anschließend skizzierte sie ihren eigenen am Pragmatismus angelehnten Ansatz einer Sozio-Anthropologie des Glaubens, von Werten und Idealen sowie des Gemeinwohls, bei dem sie sich hauptsächlich auf John Dewey stützt. Dabei würden sie weniger die religionsbezogenen Schriften des äußerst schreibproduktiven Pragmatisten inspirieren, sondern vielmehr Schriften wie „Kunst als Erfahrung“ oder „The Public and its Problems“. Prof. Lamine machte in ihrem Vortrag deutlich, dass soziologisch-empirische Forschung durch den Bezug auf den pragmatistischen Klassiker an Erkenntnissen gewinnen kann.

In der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber auch in wissenschaftlichen Diskursen, so gab Prof. Lamine zu bedenken, würden die Handlungen von Akteuren mit einer von der Mehrheit abweichenden (religiösen oder ethischen) Identität häufig unter der Prämisse interpretiert werden, dass damit spezifische, d.h. aus der spezifischen Zugehörigkeit resultierende Interessen verfolgt werden. Entsprechend dem Prinzip „ideology implies action“ würden etwa Musliminnen, die an französischen Stränden einen Burkini tragen, nicht als Badegäste, so wie andere Strandbesucher auch, sondern als Vertreterinnen des politischen Islams wahrgenommen werden.

Dagegen würde sich mit pragmatistischen Ansätzen das gemeinwohlorientierte Handeln solcher Akteure analysieren lassen. Prof. Lamine beschrieb ihre am Pragmatismus angelehnte Methode, die sich an der Handlungspraxis orientiert, die Relevanz des Kontexts sowie die Temporalität von Handlung einbezieht und das Normative als etwas Soziales betrachtet. Die Forscherin stellte dazu ihre Untersuchung zum muslimischen Onlinemedium „Saphirnews“ vor, welches eben keine Plattform von einer Minderheit für eine Minderheit darstelle, sondern sich an professionsspezifischen, d.h. journalistischen, Standards orientiere und als Medium wie jedes andere, wenn auch von einem spezifischen Ort aus, mit der Berichterstattung einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten wolle. Neben dem Bereitstellen von Informationen bestünde das Anliegen der Journalist_innen auch darin, zu einer „Normalisierung“ von Diskursen über Muslime beizutragen.

Die Doktorand_innen des Forschungskollegs RePliR erhielten durch den Vortrag einige Impulse für ihre eigene Forschungsarbeit, in der sie immer wieder feststellen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluss der Religion auf das alltägliche Handeln bei Angehörigen von Minderheitenreligionen häufig überschätzt wird, ganz im Sinne des von der Referentin aufgezeigten Prinzips „ideology implies action“. Da sich die in den Forschungsprojekten untersuchten Gläubigen häufig zu Integrationserfordernissen oder zu Stigmatisierungen ins Verhältnis setzen müssen, wird der Blick auf den Glauben als umfassendes sozio-anthropologisches Phänomen, entsprech-end dem Ansatz von Prof. Lamine, häufig erschwert. Die von der Referentin charakter-isierten Erfahrungsdimensionen religiöser Praxis – das Streben nach Idealen, das Praktizieren von Selbst-Disziplin und die Erfahrung von Gemeinschaft – können daher den wissen-schaftlichen Blick auf Religiosität schärfen.

In der abschließenden Diskussion wurde aber auch deutlich wie unterschiedlich das Begriffsverständnis, etwa von Differenzierung und Entdifferenzierung, von der einen zur anderen Seite des Rheins sein kann.

Text: Linda Hennig
Foto: Sarah Jahn

Bericht zur Buchvorstellung "Governance of Diversity"

11/12/2017

 
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Die Frage, welche Strategien dem säkularen Verfassungsstaat im Umgang mit der zunehmenden kulturellen und religiösen Pluralität zur Verfügung stehen und welche Teile der Religionsverfassung in einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind, stand im Mittelpunkt einer Buchvorstellung, die das Centrum für Religion und Moderne (CRM) am 14. November 2017 veranstaltet hat.

Anlass war die Neuerscheinung des Buches "Governance of Diversity" des Juristen Prof. Dr. Folke Gunnar Schuppert in der Schriftenreihe "Religion und Moderne", die im Auftrag des CRM beim Campus Verlag erscheint. Neben dem Autor kamen der Jurist Prof. Dr. Hinnerk Wißmann (Westfälische Wilhelms-Universität), der Politikwissenschaftler PD Dr. Oliver Hidalgo (Universität Regensburg) und die Sozialwissenschaftlerin Dr. Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung Gütersloh) mit Kommentaren zu Wort.

Nachdem der Autor in seinem Eingangsstatement vornehmlich skizziert hatte, über welche Lebensstationen er dazu gekommen war, die kulturelle und religiöse Diversität säkularer Gesellschaften durch die „Governance-Brille“ zu betrachten, war es Aufgabe der Kommentatoren, dem Publikum das Buch und seinen Inhalt vorzustellen und es kritisch zu würdigen. Hinnerk Wißmann lobte zunächst grundsätzlich das Lebenswerk seines Fachkollegen Schuppert, der immer wieder mit viel „Unerschrockenheit“ neue Denkansätze aus anderen Disziplinen in die Rechtswissenschaft eingebracht habe. So auch im vorliegenden Fall, in dem er sehr verschiedene Phänomene religiöser und kultureller Pluralität unter dem Dach des Governance-Konzeptes analytisch zusammenbringe und reflektiere. Gleichwohl berge eine solche „Weitwinkelperspektive“, so Wißmann, die Gefahr, die Komplexität einzelner Zusammenhänge zu übersehen, beziehungsweise bestimmte Aspekte durch normative Setzungen über- oder unterzubewerten. Das Werk habe dadurch - unterstützt durch die kompositorische Arbeitsweise des Autors - eine „immanente Tendenz zur herrschenden Meinung“.

Oliver Hidalgo attestierte dem Buch einen gut lesbaren Überblickscharakter und lobte seine kohärente Gesamtperspektive. Zugleich warf er ein, dass an einigen Stellen nicht deutlich genug gemacht werde, was genau Schuppert eigentlich unter seinem Governance-Konzept verstehe und was das Spezifische seiner Perspektive auf die einzelnen im Werk beleuchteten Phänomene sei. Yasemin El-Menouar lenkte in ihrem Kommentar den Blick auf mögliche Lösungen für aktuelle Probleme. Dabei beanstandete sie die dem Buch tendenziell zugrundeliegende Konflikt-Perspektive. Zudem lese sich die Koexistenz-Ordnung wie eine Absage daran, etwas Gemeinsames gemein zu haben. Konfliktlinien existierten zweifelsohne, aber sie verliefen eher zwischen dem religiösen und areligiösen Bereich, weniger innerhalb des religiösen Spektrums. Zu bedenken sei ferner, dass der Versuch, Konfliktlinien, die gar nicht integriert werden wollten, in Aushandlungsprozesse zusammenzuführen, scheitern müssten. Ein ganz wichtiges Instrumentarium für die Überbrückung religiöser Differenzen sei der interreligiöse Dialog, so El-Menouar.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde unter anderem hinterfragt, inwieweit der mittlerweile omnipräsente und inflationär genutzte „Catch-all“-Begriff der Governance überhaupt (noch) als Instrument für detaillierte Analysen tauge. Herr Schuppert bezeichnete diesbezüglich geäußerte Bedenken als berechtigt, betonte aber die zentrale Dimension der „Regelungsstrukturen“ als klaren methodischen Zugriff. Zudem entkräftete er den häufiger an die Governance-Forschung herangetragenen Vorwurf, Machtfaktoren auszublenden und stellte heraus, dass die Bewältigung bestimmter Problemlagen vermittels kollektiver Regelungen immer in Konflikt- und Machtkontexte eingebettet sei. Einig waren sich Autor, Kommentatoren und Publikum am Ende, dass das Werk ein geeigneter Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zum komplexen Verhältnis von Governance und kultureller und religiöser Pluralität sein könne. Bedauert wurde daher abschließend, dass Herr Schuppert eingangs angekündigt hatte, dass das Werk sein nunmehr letztes zur Governance-Thematik sein solle.


Text: Anna Klie

Bericht zur Tagung „Religion findet Stadt“, in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“

7/11/2017

 
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Die Wolfsburg als Katholische Akademie, das Bistum Essen und die Georges-Anawati-Stiftung haben Akteur_innen aus Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kommunalpolitik sowie aus Schulen und verschiedenen religiösen Gemeinden zu einem anregenden Austausch über Kirchen, Religionsgemeinschaften und religiöse Gemeinden als zivilgesellschaftliche Akteure auf kommunaler Ebene eingeladen.

Nach den einleitenden Worten von Holger Nollmann, einem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, ging das Wort an den Erziehungswissenschaftler Prof. Volker Ladenthin, der ganz grundlegend über die unausweichliche und wünschenswerte Verbindung von Religion und Gesellschaft reflektierte. Religion sei aus der Gesellschaft nicht wegzudenken, so die Kernthese, denn jeder wirke mit seinen Glaubensüberzeugungen, seien sie religiös oder nicht-religiös, in die Gesellschaft hinein. Gleichzeitig wurde die Verbindung als eine historisch gewachsene beschrieben, die bis in die feinen Verästelungen der Sprache fortbestehe. Entsprechend dem Böckenförde-Theorem verwies Ladenthin auf die metaphysischen Grundvoraussetzungen des Staates, nämlich dass Bürger sittlich und gemeinwohlorientiert handeln. Ob der Beitrag für die Zivilgesellschaft auf religiösen oder humanistischen Wertgrundlagen beruht, ist letztlich im jeweiligen individuellen Bildungsprozess angelegt. Damit wurde die Grundlage für die Kooperation verschiedenster religiöser und nicht-religiöser Akteure noch einmal aus wissenschaftstheoretischer Perspektive unterstrichen.

Nach dem Fachvortrag kamen Vertreter_innen aus der Praxis, u.a. aus Kommunalen Integrationszentren, Jugendämtern, Schulen, sozialpastoralen Zentren und religiösen Gemeinden umliegender Städte zu Wort. Die besondere Sitzordnung der Tagungsteilnehmenden (Fishbowl) gab den innen sitzenden Praxisvertreter_innen zunächst die Möglichkeit, sich mit konkreten Arbeitskontexten zu beschäftigen, in denen Religion eine Rolle spielt, und sich darüber auszutauschen, wo Herausforderungen, aber auch Chancen in der Thematisierung von Religion in den jeweiligen Einrichtungen liegen. Die spannenden Erfahrungsberichte luden zugleich Teilnehmende aus dem „äußeren“ Kreis ein, mitzudiskutieren. Besonders aufschlussreich für den RePliR-Kontext waren die in der Diskussion immer wieder betonte Bedeutsamkeit von Religion auch im Angesicht des Neutralitätsgebotes vieler Einrichtungen sowie die von einzelnen Vertreter_innen religiöser Gemeinden formulierten besonderen Herausforderungen im Arbeitsalltag (z.B. Diskriminierungserfahrungen der jüdischen Gemeinde, personelle Ressourcenknappheit in der muslimischen Gemeinde).

Im Anschluss an das Mittagessen stellte Tobias Meier vom Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) der katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin einen dem Plenum bisher überwiegend unbekannten Ansatz vor. Er gewährte den Tagungsteilnehmenden Einblicke in das Konzept von Community Organizing sowie in konkrete Praxisbeispiele. Konzeptuell auf US-amerikanische Ansätzen der Gemeinwesenarbeit aus den späten 1930er Jahren rekurrierend zielt der Ansatz darauf, Bedürfnisse von BewohnerInnen eines Stadtteils oder Quartiers zu identifizieren, Lösungsansätze zu recherchieren und unter breiter Bürgerbeteiligung und Einbeziehung politischer Entscheidungsträger zu realisieren. Die grundlegende Idee ist jene, das zivilgesellschaftliche Gestaltungspotential von Bürger_innen zu bündeln und Realisierungsmöglichkeiten zu schaffen. Die von Meier begleitete Bürgerplattform „Stark! Im Kölner Norden“, die sich 2015 unter Beteiligung von Vereinen, kleineren Bürgerinitiativen und Kirchengemeinden konstituiert hatte, stand im Mittelpunkt seiner Präsentation. Unter den teilnehmenden Akteur_innen finden sich u.a. die evangelischen Kirchengemeinden Ehrenfeld und Bickendorf, die katholische Gemeinde BiOs (Bickendorf-Ossendorf), DITIB Chorweiler, der alevitische Kulturverein sowie das Kolpingwerk.

Auf Skepsis stieß bei den Zuhörenden unter anderem die Spendenfinanzierung durch Großunternehmen wie Remondis und eine daraus resultierende Anfälligkeit für Einflussnahmen aus der Wirtschaft, sowie etwaige Konkurrenzverhältnisse mit herkömmlichen Formen lokalpolitischen Engagements. Befürwortende Stimmen aus dem Publikum betonten einerseits die bereits gemachten positiven Erfahrungen mit diesem oder ähnlichen Ansätzen sowie die festgestellte Diskrepanz zwischen dem aus Kapazitätsgründen begrenzten ehrenamtlichen politischen Engagement einerseits und den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürger_innen andererseits, der das Community Organizing Abhilfe verschaffen könnte.

Nach der Kaffeepause folgte der letzte Beitrag des Tages, der unter dem Titel „Religionen finden Stadt“ mit einem Vortrag der Koordinatorin des Fortschrittkollegs, Frau Dr. Sarah Jahn, zu konkreten Perspektiven für Nordrhein-Westfalen begann. Am empirischen Bestand wurde deutlich gemacht, dass die religiöse Diversität sich vor allem im Ruhrgebiet und Rheinland in den Großstädten „ballt“, während umliegende Kreise durchaus durch die römisch-katholische Kirche oder in einigen Kreisen auch durch die evangelischen Landeskirchen dominiert werden. Die Funktionen und den Beitrag von Religionsgemeinschaften als zivilgesellschaftliche Akteure erläuterte Sarah Jahn an den Beispielen der Moscheegemeinden, der syrisch-orthodoxen Kirche sowie der Mennoniten. Anhand der Potentialbeschreibung der drei sehr unterschiedlichen Akteure wurde deutlich, wie unterschiedlich Religionsgemeinschaften in die Stadtgesellschaft wirken können und welchen Eigendynamiken sie unterliegen. Hierdurch ist klar erkennbar, dass zivilgesellschaftliche Potentiale nur begrenzt steuerbar sind und es keine zentrale Stellschraube gibt um die zivilgesellschaftlichen Potentiale zu steuern. Vielmehr ist die Frage zu stellen, ob sich zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt steuern lässt und ob es sich auch steuern lassen sollte.

Zu den Voraussetzungen und Herausforderungen für Religionen in der Stadt stellte Sarah Jahn Ergebnisse ihres Forschungsprojektes in der Kommunalverwaltung der Stadt Bochum vor. Hierzu befragte sie Kommunalmitarbeitende zu der Rolle von Religion. Interessanterweise variierte das Spektrum der Ansichten dazu erheblich. Während es einerseits die Überzeugung gab, dass die Religionsausübung als Privatangelegenheit das rechtsstaatliche Handeln in keinster Weise berühren sollte, wurde andererseits die hohe Bedeutung von Religion betont und gleichzeitig bemängelt, dass trotz der tagtäglichen Präsenz verschiedener Kulturen und Religionen im Arbeitsalltag es unter den Mitarbeitenden kaum Wissen dazu gäbe.

Anschließend stellten vier Doktorandinnen des Fortschrittkollegs Ergebnisse ihrer Forschungen vor. In ihrem Beitrag zu „(Un-) Sichtbarkeiten von Religion“ stellte die Sozialanthropologin Natalie Gies-Powroznik ihr Forschungsprojekt in einer kommunalen Familienunterkunft für Geflüchtete vor, indem sie sich mit der Frage beschäftigt, ob Religion eine Rolle in der Institution für die Geflüchteten oder ihre Mitmenschen spielt und welche Aushandlungsprozesse konkret zu identifizieren sind. Dabei untersucht sie anhand ihres empirischen Materials unterschiedliche Akteursperspektiven, um diese zu kontrastieren was am Fallbeispiel religiöser „Reinheit“ im Vortrag illustriert wurde. Die Vielschichtigkeit der Phänomene zeigte, dass jene nicht ohne weiteres religiös oder säkular begründbar sind, sondern vielmehr einen spezifischen Platz und Gewichtung im „Bedeutungsgewebe“ eines jeden Menschen innehaben.

Die Religionssoziologin Martina Loth, die zu der religiösen Identität von jugendlichen Alevit_innen und Sunnit_innen forscht, machte anhand eines Beispiels aus dem Schulkontext auf folgende Beobachtung aufmerksam: Bestimmte durch Autoritätspersonen wie Pädagog_innen geäußerte Erwartungshaltungen und Zuschreibungen hinsichtlich der religiösen Identität können die Identität der Schüler_innen auf die eines vermeintlichen Experten ihrer Religion reduzieren. Dadurch besteht unter anderem die Gefahr, dass für etwaige andere „Identitäten“ und Zugehörigkeiten zu wenig Raum bleibt.

Daran schloss die Soziologin Linda Hennig an, die zum Thema Lebensführung im Spannungsfeld von muslimischer Religiosität und Berufstätigkeit forscht. In dem von ihr geschilderten Beispiel wurde deutlich, dass es einer komplexen Auseinandersetzung mit den Thematiken sowie einer umfassenden Reflexion der eigenen Rolle bedarf, um im Arbeitskontext souverän mit den auch hier erfolgenden Experten-Zuschreibungen umzugehen. Es ist demnach keinesfalls selbstverständlich, eine Strategie zu entwickeln, die die entsprechenden Erwartungshaltungen nicht bedient.

Schließlich gab die Religionswissenschaftlerin Susanne Stentenbach-Petzold einen Einblick in ihre Forschung zu religiöser Pluralität in der organisierten Altenpflege, die bisher im Tagungsverlauf noch keine Rolle gespielt hatte. Die Altenpflege in Nordrhein-Westfalen, die neben den konfessionsungebundenen Trägern überwiegend durch kirchliche, einige wenige jüdische und bisher noch keine muslimischen Träger erfolgt, hat mit einer religiös immer diverser werdenden Bewohnerschaft zutun. Einen Umgang damit zu finden, stellt eine große Herausforderung dar.

Für die RePliR-Doktorand_innen ermöglichte die Tagung einen interessanten Einblick in verschiedene Praxisfelder, in denen Religion tagtäglich „Stadt“ findet.

Text: Natalie Gies-Powroznik, Linda Hennig, Martina Loth, David Rüschenschmidt, Susanne Stentenbach-Petzold

RePliR Doktoranden tragen auf internationaler Veranstaltung zum Alevitentum vor

21/10/2017

 

In gemeinsamer Kooperation des Alevitischen Bildungswerks „Șah İbrahim Veli“ e.V. zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten, den Städten Weingarten und Ravensburg sowie den Universitäten Hamburg, Heidelberg, Bayreuth und der Katholischen Erwachsenen­ Bildung des Kreis Ravensburg e.V wurde das erste internationale Symposium zum Alevitentum an der PH Weingarten organisiert und durchgeführt ( vgl. Pressetext).

Im Rahmen dessen erhielten ausgewählte Doktorand*innen am Vortag des Symposiums die Möglichkeit in einem interdisziplinären Kolloquium, geleitet von den renommierten Alevi-Forschern PD Dr. Markus Dressler (Universität Leipzig) und PD Dr. Robert Langer (OI Istanbul), ihre Arbeiten vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.

Die RePliR Doktorandinnen Martina Loth und Aysel Tepeli beteiligten sich mit der Vorstellung ihrer eigenen Arbeiten zum Alevitentum und besuchten das am Folgetag stattfindende Symposium, um sich mit internationalen Forscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen über ihre Arbeiten zum Alevitentum austauschen und vernetzen zu können.

Die Kosten für die Übernachtung und Verpflegung der Doktorand*innen wurden vom alevitischen Bildungswerk übernommen. Da alle Beteiligten das Kolloquium und insbesondere die interdisziplinäre Zusammensetzung der Teilnehmer*innen als Bereicherung ansahen, wird es am 21.06.2018 mit Unterstützung des alevitischen Bildungswerks zum zweiten Mal stattfinden.

Text: Aysel Tepeli, Martina Loth


Exkursion der RePliR-Doktoranden nach Duisburg

9/4/2017

 
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Nach der intensiven Klausurtagung mit den PIs und Praxispartnern bot sich uns auf der zweitägigen Exkursion vom 08. bis 09. April die Gelegenheit sowohl zur internen Reflexion und Koordination, zum Austausch mit einem Praxispartner des Kollegs wie auch zur Erkundung der Moschee und Begegnungsstätte in Duisburg-Marxloh.

Die „Wolfsburg“, eine katholische Akademie am Rande des Duisburger Stadtwalds, war von uns als Ausflugsdomizil gewählt worden. Nach der Ankunft und der internen Programmbesprechung durften wir Dr. Detlef Schneider-Stengel, als Diözesanreferent des Bistums Essen einer der Praxispartner des Fortschrittskollegs, bei uns empfangen. Nach dem Studium der katholischen Theologie und Philosophie wurde dieser mit einer Arbeit über „Christentum und Postmoderne“ an der Universität Bochum zum Dr. phil. promoviert und ist Referent für den Interreligiösen Dialog im Ruhrbistum. Er berichtete ausführlich von den vielfältigen und facettenreichen Tätigkeiten des „Arbeitskreises Interreligiöser Dialog“ der Diözese und über Modi des Umgangs mit religiöser Pluralität und Vielfalt, bevor sich die Gelegenheit zum offenen Gespräch und zur Diskussion ergab.

Es entsponn sich sodann unter uns Doktoranden ein intensiver Austausch, der bis in den Abend hinein dauern sollte und sich vornehmlich unsere Promotionsprojekten widmete, wobei die unterschiedlichen Perspektiven sowohl reflexive Momente als auch konstruktive Impulse bereithielten.

Tags darauf besuchten wir die Merkez-Moschee und die daran angeschlossene Begegnungsstätte in Duisburg-Marxloh. Die Sozialpädagogin Hülya Ceylan führte uns durch das beeindruckend gestaltete Gotteshaus, das ein Zentrum des muslimischen Lebens in der Stadt darstellt. Die Moschee wurde unter Einbezug von Politik und christlichen Nachbargemeinden geplant und 2008 im Beisein von Vertretern der Kirchen und der Politik feierlich eröffnet. Frau Ceylan berichtete von ihrer alltäglichen Arbeit in der Moschee, der Begegnungsstätte und im Rahmen des Projektes „ALMAN“, das Möglichkeiten für Primärerfahrungen mit Muslimen und Migration eröffnen soll.

Neben dem interdisziplinären und konstruktiven Austausch unter uns Doktoranden waren es insbesondere die Eindrücke aus der Praxis des Umgangs mit religiöser Diversität, die in Orientierungs- und Hintergrundwissen hinsichtlich unserer Promotionsprojekte einfließen konnten.

Text: Mathias Schneider, David Rüschenschmidt

Feierliche Eröffnung des Fortschrittkollegs RePliR - Aus Sicht der Doktoranden

1/12/2016

 
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Interner Auftakt
Hochmotiviert und voller Vorfreude fanden wir neuen Doktoranden [1] uns am Nachmittag des 1.12. zur internen Eröffnung des Fortschrittkollegs „Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region“ (RePliR) in den Räumlichkeiten des CERES ein und hatten die Möglichkeit die geladenen Wissenschaftler, aber zunächst auch uns untereinander kennenzulernen. Durch unsere vielfältigen akademischen Hintergründe von Religions-, Sozial-, Kultur-, Literatur- und Politikwissenschaft über Journalismus, Geschichte und evangelischer Theologie, entstanden spannende erste Diskussionen hinsichtlich der im Kolleg behandelten Thematik.

Nach der feierlichen Eröffnung und Begrüßung durch die Sprecher und die Koordinatorin des Kollegs, gaben Prof. Dr. Volkhard Krech und Prof. Dr. Ulrich Willems einführende Impulsvorträge zum Oberthema „Religiöser Pluralität und ihre Regulierung in der Region“. In der darauffolgenden Keynote Speech legte Prof. Dr. Lene Kühle Aspekte der Terminologie von religiöser Diversität dar und thematisierte die Bedeutung der facettenreichen möglichen Fragestellungen für die empirische Arbeit im Feld. Dr. Anna Körs, Vizedirektorin der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg, gab einen umfassenden Einblick in die Besonderheiten des Stadtstaats Hamburg, hinsichtlich seiner Staatsverträge mit religiösen Gemeinschaften.

Bei Prof. Dr. Riem Spielhaus von der Universität Göttingen standen die Abkommen islamischer Organisationen und religiöse Praktiken in Deutschland im Mittelpunkt. Damit verbundene rechtliche Herausforderungen, wie beispielsweise die Umsetzung muslimischer Bestattungen, legte sie ebenfalls dar.

Festakt im Kunstmuseum
Eingestimmt in das Thema machten wir Doktoranden, unsere Betreuer, die geladenen Gäste sowie zahlreiche Freunde und Familienangehörige sich am Abend auf den Weg in das Kunstmuseum Bochum. Um 19:00 Uhr begann hier der Festakt zur Eröffnung von RePliR. Prof. Dr. Krech sprach seinen Dank gegenüber dem Wissenschaftsministerium aus, welches das Projekt bis zum Jahr 2020 mit rund 2,1 Millionen Euro fördert.

Weiterhin betonte er seine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit allen Kooperations- und Praxispartnern und stellte das Kolleg und die Themen kurz dar. In den anschließenden Grußworten von Prof. Dr. Axel Schölmerich, Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie Bochums Bürgermeisterin Erika Stahl, wurde die gesellschaftliche Bedeutung und die Relevanz des angestrebten Wissenstransfers des Kollegs unterstrichen. Durch die lobenden Worte von Thorsten Menne, der in Vertretung von Ministerin Schulze angereist ist, über den Innovationscharakter des Kollegformats wurde uns Nachwuchswissenschaftlern deutlich, wie viel Arbeit im Vorfeld geleistet worden war. Im Anschluss an den kurzen Fachvortrag von Staatssekretär Klute diskutierte dieser mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen über Herausforderungen der wachsenden religiösen Vielfalt in Deutschland und Westeuropa. Der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der WWU, legte dabei Zusammenhänge zwischen Religion und Integration dar. Der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hinnerk Wissmann vom Exzellenzcluster sprach über Fragen des Religionsverfassungsrechts, auch am Beispiel der Integration des Islams. Die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Thomaß sprach über Religionsvielfalt in den Medien, insbesondere mit Blick auf Programme, Redaktionen und Rundfunkräte. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas K. Bauer, Vorsitzender des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), stellte Ergebnisse des jüngsten SVR-Jahresgutachtens vor, das den Titel trägt „Viele Götter, ein Staat: Religiöse Vielfalt und Teilhabe im Einwanderungsland“ (vgl.: www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2016/dez/News_Eroeffnung_Fortschrittskolleg.html). Die Eröffnung des Kollegs im Bochumer Kunstmuseum zeigte deutlich die gesellschaftspolitische Relevanz und das große Interesse verschiedener gesellschaftlicher Akteure.


Praxisworkshop im Rahmen der Eröffnung von RePliR
Ziel des Praxisworkshops
Der zweite Tag der Auftaktveranstaltung des Fortschrittkollegs widmete sich dem konstruktiven Austausch mit Vertretern der am Kolleg beteiligten Praxispartner in Form eines Praxisworkshops. Die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis, die zu einem produktiven Wissenstransfer und dem Einbezug der aus der Praxis gewonnenen Erkenntnisse und Herausforderungen beitragen soll, wird damit von Beginn an konsequent verfolgt. Martina Munsel als zuständige Ansprechpartnerin für die NRW-Fortschrittskollegs im Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Forschung des Landes NRW betonte in ihrem Eröffnungsvortrag die Gleichwertigkeit praktischen und wissenschaftlichen Wissens und begrüßte die enge Zusammenarbeit der Praxispartner und Wissenschaftler. Anwesende Praxispartner gehörten verschiedenen Praxisfeldern an, wie z. B. dem Bildungswerk des deutschen Gewerkschaftsbundes, dem Kommunalen Integrationszentrum Bielefeld, dem WDR, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Stiftung Mercator. Die spezifischen Erfahrungen und Sichtweisen der Praxispartner warfen teils neue Perspektiven auf und konnten somit das Themenfeld religiöser Vielfalt um weitere Facetten bereichern.

Austausch und Kennenlernen der Praxispartner

Kern des Praxisworkshops bildete ein Informationsparcour, in dem die Doktoranden den Teilnehmenden des Workshops ihre Projekte vorstellten. Auch ein gegenseitiges erstes Kennenlernen stand dabei im Vordergrund. Bereits dieser Austausch zum Auftakt des Kollegs stellte für uns Doktoranden eine große Bereicherung dar, da konkrete Fragen angesprochen und erste, wichtige Kontakte zum Forschungsfeld geknüpft werden konnten. Nach einer gemeinsamen Mittagspause wurde der Austausch in einer Fishbowl-Diskussion reflektiert und diskutiert: Welche Herausforderungen religiöser Vielfalt im Ruhrgebiet nehmen die in verschiedenen Praxisfeldern Tätigen wahr? Wie können die verschiedenen Akteure der Gesellschaft damit umgehen und welchen Beitrag kann die Forschung dazu leisten? Hierbei betonten die Vertreter der Praxis die hohe gesellschaftspolitische Relevanz der Forschungsprojekte für ihre eigene Arbeit und stimmten darin überein, dass nur eine gemeinsame Zusammenarbeit die Herausforderungen der religiösen Vielfalt in verschiedenen Institutionen organisieren kann. Die überwiegend empirisch ausgerichteten Promotionsprojekte gewinnen so über die „Gatekeeper“ aus der Praxis einen Zugang zum konkreten Forschungsfeld und können spezifische Problemlagen interdisziplinär analysieren. Die Veranstaltung wurde von uns Doktoranden als gelungener erster Auftakt und gemeinsames Kennenlernen bewertet. Das Fundament für die künftige, beidseitig bereichernde Zusammenarbeit wurde damit erfolgreich gesetzt.

[1] Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind damit stets, wenn nicht anders spezifiziert, Angehörige aller Geschlechter.

Text: Martina Loth, Aysel Tepeli
Fotos: © RUB, Marquard

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