Jüdisch-Muslimische Bündnisse in Deutschland
Promotionsprojekt von Mareike Ritter
Abstract: Amid the escalations in Israel and the West Bank in May/June 2021, around 20 Jewish-Muslim initiatives in Germany published an open letter with the title "#WirLassenUnsNichtTrennen" (#WeWillNotBeDivided). They urged not to let the conflict in the Middle East jeopardise the efforts and successes of recent years, but to defend the "diverse alliances, coalitions and networks between Jewish and Muslim organisations, communities and individuals [...] against a new wave of hatred and propaganda". Indeed, since 2015, an increasing number of Jewish-Muslim initiatives have been established in Germany, predominantly as encounter and dialogue projects and educational initiatives, as well as in the context of art and culture. These Jewish-Muslim initiatives are the subject of the PhD project "Jewish-Muslim Alliances in Germany". It aims to understand how and why Jewish-Muslim collaboration comes about and how these alliances act in the context of religious and cultural politics in Germany. To this end, the project centres around three Jewish-Muslim art festivals in three German cities and analyses their goals and strategies based on interviews, document analyses and participant observations while drawing on theoretical work on identity, subjectivity, and governmentality.
Inmitten der Eskalation in Israel und der Westbank im Mai/Juni 2021 veröffentlichten rund 20 jüdisch-mulsimische Initiativen in Deutschland einen offenen Brief mit dem Titel „#WirLassen UndNichtTrennen“. Darin riefen sie dazu auf, die die Anstrengungen und Erfolge der letzten Jahre nicht durch den Konflikt im Nahen Osten zunichtezumachen. Stattdessen gelte es, die „vielfältige[n] Allianzen, Bündnisse und Netzwerke zwischen jüdischen und muslimischen Organisationen, Communities und Individuen […] gegen eine neue Welle des Hasses und der Propaganda“ zu verteidigen.
Tatsächlich wurden und werden seit 2015 vermehrt jüdisch-muslimische Initiativen in Deutschland ins Leben gerufen, vor allem in Form von Begegnungs- und Dialogformaten und Bildungsinitiativen sowie im Rahmen von Kunst und Kultur. Diese Initiativen sind Gegenstand des Promotionsprojekts „Jüdisch-muslimische Bündnisse in Deutschland“. Es zielt darauf ab, zu verstehen, wie und warum jüdisch-muslimische Zusammenarbeit zustande kommt und wie diese Bündnisse im Rahmen von Religions- und Kulturpolitik in Deutschland agieren. |
Zu diesem Zweck konzentriert sich das Projekt auf drei jüdisch-muslimische Kunstfestivals in drei deutschen Großstädten und analysiert deren Ziele und Strategien auf der Grundlage von Interviews, Dokumentenanalysen und teilnehmenden Beobachtungen. Dabei bedient es sich theoretischer Arbeiten zu Identität, Subjektivierung und Gouvernementalität.
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Quellen und Literatur:
- Arslan, Beyza. 2020. „Jenseits von Idealisierung und Entfremdung. Jüdisch-muslimische Beziehungen in Deutschland, Israel und den USA“. Internationale Politik Special 2020 (2): 28–35.
- Attia, Iman. 2018. „Den Rassismus gibt es nicht. Zum Verhälntis von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus“. In Fremdgemacht & reorientiert: jüdisch-muslimische Verflechtungen, herausgegeben von Ozan Zakariya Keskinkılıç und Ármin Langer, 21–44. Berlin: Yilmaz-Günay.
- Bochinger, Christoph. 2015. „Religiöse Minderheiten zwischen Selbst- und Fremdbildern - Zur Wahrnehmung von Religion in modernen Gesellschaften“. In Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten: vergangene und gegenwärtige Erfahrungen, herausgegeben von Dorothea Weltecke, Ulrich Gotter, und Ulrich Rüdiger, 25–56. UVK Geschichte. Konstanz; München: UVK Verlagsgesellschaft.
- CDU/CSU/SPD. 2018. „Ein Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land: Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 19. Legislaturperiode“. Berlin.
- Lindekilde, Lasse, und Lene Kühle. 2015. „Religious Revivalism and Social Movements“. In The Oxford Handbook of Social Movements, herausgegeben von Donatella Della Porta und Mario Diani, 173–84. Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780199678402.013.15.
- Sökefeld, Martin. 2003. „‚Wir sind auch da!‘ Aleviten in Hamburg und der Kampf um Anerkennung“. In Wir sind auch da! über das Leben von und mit Migranten in europäischen Grossstädten, herausgegeben von Angelika Eder und Kristina Vagt, 243–65. Forum Zeitgeschichte 14. Hamburg: Dölling und Galitz.
- Weltecke, Dorothea. 2015. „Einführende Bemerkungen“. In Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten: vergangene und gegenwärtige Erfahrungen, herausgegeben von Dorothea Weltecke, Ulrich Gotter, und Ulrich Rüdiger, 9–24. UVK Geschichte. Konstanz; München: UVK Verlagsgesellschaft.