Am 15. Oktober 2010 konnte endlich die RePliR-Abschlusskonferenz „Religiöse Pluralität in NRW: Herausforderungen, Umgang und Good Practice“ stattfinden. Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie fand die Konferenz in einem gerafften Format online statt. Insgesamt nahmen rund 40 Interessierte aus Wissenschaft und Fachpraxis teil.
Der Tag begann mit einer Begrüßung durch den Kollegsprecher Prof. Ulrich Willems (Münster) und einer kurzen Erläuterung des digitalen Tagesablaufs durch die Kollegkoordinatorin Dr. Maren Freudenberg (Bochum). Es folgten zwei Vorträge von ehemaligen RePliR-Kollegiat*innen. Im ersten Vortrag mit dem Titel „Adoleszente Bewältigungsprozesse im Umgang mit Differenz“ stellte ich gemeinsam mit den ehemaligen RePliR-Doktorandinnen Natalie Powroznik und Dilek A. Tepeli zwei Fallbeispiele vor. Beide vorgestellten jungen Menschen machen in ihrem adoleszenten Identitätsbildungsprozess bewusst die religiöse Zugehörigkeit zum Teil ihrer personalen Identität, die in ihren Herkunftsländern und auch in der Diaspora in der eigenen ethnisch-kulturellen Gruppe eine Abweichung und ein Stigma darstellen. Es handelt sich einerseits um Christsein in Afghanistan bzw. dann in Deutschland und andererseits um Alevitisch-Sein innerhalb einer sunnitisch-orientierten Familie. Dabei zeigen unsere Beispiele auch, dass ein Blick in den pluralen Mikrokosmos einer einzigen Familie oder eines Subjekts lohnt, um die Bedeutung religiöser Pluralität sowohl für das soziale als auch für das individuelle Handeln deutend zu verstehen. Im zweiten Vortrag „Grenzziehung, Grenzöffnung, Grenzüberschreitung: Interreligiöse Ritualpraxis im Dialog“ hoben die beiden ehemaligen RePliR-Doktoranden Mathias Schneider und David Rüschenschmidt die hohe Relevanz der geteilten Ritualpraxis im Allgemeinen und des gemeinsamen Gebets im Speziellen für das Feld des interreligiösen Dialogs hervor. Denn die gelebte und emotionale Dimension des religiös Anderen sei ebenso wichtig wie die kognitive, wenn es darum geht, sich im interreligiösen Dialog die religiöse Welt des Anderen zu erschließen. Hierzu beleuchteten die Vortragenden die Haltungen der beiden Großkirchen kritisch und analysierten, warum vor allem die Handreichung der Evangelischen Kirche Deutschlands von 2006 mit dem Titel „Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland“ eine Absprache an die Möglichkeit eines interreligiösen Gebets darstellt. Sehr erfreut waren wir über die Teilnahme von Volker Beck mit einem Impulsvortrag zum Thema „Religiöse Pluralität in NRW – Religionspolitische Herausforderungen, Regulierungsstrategien und Beispiele Guter Praxis“. In diesem betonte Herr Beck, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland einen guten Kompass für Regulierungsmaßnahmen darstelle, weil es Arenen ausweise, in denen auf gesellschaftlicher, politischer und rechtlicher Ebene Auseinandersetzungen und Klärungen stattfinden könnten. Dabei verwies er auch auf die konkrete Aufgabe der Religionswissenschaft, der Rechtswissenschaft z.B. im Hinblick auf die Anerkennung einer offiziellen Religionsgemeinschaft in Deutschland die von den bisher etablierten und bekannten Religionsgemeinschaften wie den Großkirchen z.T. stark abweichende Theologieverständnisse und Organisationsstrukturen mit „vergleichbaren Tatbeständen zu erklären“. Die Vorträge des Vormittags sind online unter folgenden Links abrufbar: Adoleszente Bewältigungsprozesse: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/dNo71mTMRIMPREj Da die Tonqualität an manchen Stellen leider nicht optimal ist, stehen hier zu zwei Vortragteilen auch Audiodateien zur Verfügung. Interreligiöse Praxis im Dialog: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/OLJiJAmnxa2hxDn Religionspolitische Herausforderungen, Regulierungsstrategien und Beispiele guter Praxis: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/cJD2kTYGbi09z1o Nach der Mittagspause standen am Nachmittag Poster-Präsentationen im Mittelpunkt, mit denen die ehemaligen RePliR-Doktorand*innen die wichtigsten Ergebnisse ihrer Dissertationen vorstellten. Diese betreffen sehr vielfältige Themen, von Migrantenselbstorganisationen über buddhistische Jesus-Interpretationen bis hin zum Umgang mit religiöser Vielfalt in Flüchtlingsunterkünften und stationären Altenpflegeeinrichtungen – um nur einige Projekte zu nennen. Es gab sehr anregende Diskussionen zwischen den Vorstellenden und den Teilnehmer*innen aus Wissenschaft und Praxis rund um Ergebnisse und weitere Fragestellungen, die sich aus unseren Promotionsprojekten ergeben. Somit bleibt mir nach der Abschlusskonferenz als einzig verbleibende RePliR-Doktorandin nur, mich den am Ende der Konferenz geäußerten warmen Lob- und Dankesworten der RePliR-Sprecher Prof. Ulrich Wilhelms und Prof. Volkhard Krech sowie unserer Koordinatorin Dr. Maren Freudenberg anzuschließen und mich herzlich für die Kollegzeit zu bedanken und mich nun weiterhin auf das Abschließen meiner Promotion zu konzentrieren. Text: Martina Loth |
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