Religiöse Pluralität in Europa ausstellen und vermitteln – Europa-Museen als Vermittlungsorte religiöser Vielfalt
Promotionsprojekt von Christina Freund
Die meisten kulturgeschichtlichen Museen behandeln das Thema "Religion" im Allgemeinen und "religiöse Vielfalt" im Besonderen eher randständig. Gleichzeitig stellt religiöse Pluralität eine Herausforderung für die Museumsarbeit dar, weil Museen einem immer diverser werdenden Publikum begegnen müssen. In der Folge sind "Meister-Erzählungen" einer homogen imaginierten Nation nicht mehr überzeugend. Europa-Museen versuchen neue Narrative zu eröffnen, indem sie den Bezugsrahmen nicht mehr national, sondern europäisch abstecken.
Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen, dass "Religion" trotz einer fortschreitenden Säkularisierung in vielen Bereichen unseres Lebens – insbesondere in Westeuropa – weiterhin als wichtiger Identitätsstifter und -marker fungiert. So wird vorwiegend von rechts-konservativen Stimmen ein "säkularisiertes Christentum" als liberale "europäische Leitkultur" herausgestellt, welche mit dem angeblich "rückständigen Islam" unvereinbar sei. Religiöse Pluralität birgt ein Konfliktpotenzial, sofern wenig bis kaum Interaktion mit den jeweiligen marginalisierten Gruppen stattfindet. Wenn Kenntnisse über die "fremde" Religion kaum vorhanden sind, können sich Ressentiments nahezu ungehindert ausbreiten. Als Begegnungs- und Vermittlungsorte können Museen über vergangene und gegenwärtige religiöse Vielfalt informieren und aufklären. |
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mittels einer qualitativ-vergleichenden Herangehensweise zu analysieren, wie europäisch ausgerichtete Museen religiöse Pluralität ausstellen und vermitteln. Den Untersuchungsgegenstand bilden das Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers in Marseille und das Museum Europäischer Kulturen in Berlin.
Die Untersuchung zielt auf ein vertieftes Verständnis über Mechanismen und Praktiken der Aushandlung religiöser Pluralität in Europa-Museen ab. Dazu ist ein intensiver Austausch mit Praxispartner*innen vor Ort geplant. Quellenstudium und Forschungsphasen werden mit wechselnden Erhebungs- und Auswertungsphasen kombiniert. |