Strukturen und Dynamik des deutschen Islamfeldes:
Spätmoderne Transformationen, externe Einflüsse und Möglichkeiten staatlicher Steuerung. Eine Modellierung
Promotionsprojekt von Puyan Mahmudian
„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Dieser Satz bezieht sich auf eine der strittigsten Fragen der deutschen Öffentlichkeit des letzten Jahrzehnts. Die verspätet wahrgenommene und für das nationalkulturelle Selbstverständnis eher beunruhigende Realität hat die Politik, die Zivilgesellschaft und die Kulturschaffenden vor ernsthafte identitätspolitische Herausforderungen gestellt.
Die intellektuellen Debatten und politischen Auseinandersetzungen um eine Anpassung der Kultur- und Identitätspolitik kreisen dabei meist um die Rolle des Nationalstaates bei der Regulierung des Feldes der islamischen Kulturproduktion. Die staatlichen Regulierungen umfassten bisher entweder rechts- und sicherheitspolitische Disziplinierungsmaßnahmen, etwa Vereinsverbote und die Verfassungsberichte, oder kultur- und bildungspolitische Eingriffe, etwa die Einberufung der Islamkonferenz, die Einrichtung von islamischen Theologie-Schulen und die Einführung von islamischem Religionsunterricht an Schulen. Das nationale Islamfeld in Deutschland ist ein relativ neues und dynamisches Phänomen, das sich aufgrund von fehlender Feldautonomie durch externe Faktoren relativ leicht beeinflussen und gestalten lässt. Es stellt zugleich aber auch ein hochkomplexes Phänomen dar, dessen Regulierung ein holistisches, transdisziplinäres Wissen voraussetzt. Genau hier setzt das vorgeschlagene Dissertationsprojekt an. Es geht mittels einer historischen und konflikttheoretischen Rekonstruktion des Islamfeldes den Möglichkeiten beziehungsweise den Grenzen staatlicher Steuerung nach und stellt folgende Fragen:
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Hierbei kommen insbesondere symbolische Machtressourcen wie religiöse und soziopolitische Legitimität ins Blickfeld. Bei der Modellierung wird zudem ein besonderes Augenmerk auf die spätmodernen Transformationen des religiösen Feldes gelegt, nämlich auf die Transnationalisierungsprozesse und die spirituellen Transformationen.
Dieses Modell soll staatlichen sowie zivilgesellschaftlichen Entscheidungsträgern einen quantitativen und qualitativen Überblick über das Geschehen und die Zusammenhänge auf Makro- und Mesoebene verschaffen und somit die Möglichkeiten des Staates zu einer strategischen Einflussnahme auf das Islamfeld, aber auch die Hindernisse klarer darstellen. Für die Rekonstruktion beziehungsweise Modellierung des Islamfeldes wird Bourdieus Feldtheorie angewendet. Seine Sozialtheorie bietet für die Untersuchung der Kämpfe auf den Feldern der Kulturproduktion, die wesentlich nach symbolischen Interessen und daraus resultierenden Konflikten um Definitionsmacht, Deutungshoheit und Repräsentation strukturiert sind, ein geeignetes theoretisches und konzeptionelles Instrumentarium. |
Quellen und Literatur:
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