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Bericht zur Tagung „Religion findet Stadt“, in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“

7/11/2017

 
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Die Wolfsburg als Katholische Akademie, das Bistum Essen und die Georges-Anawati-Stiftung haben Akteur_innen aus Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kommunalpolitik sowie aus Schulen und verschiedenen religiösen Gemeinden zu einem anregenden Austausch über Kirchen, Religionsgemeinschaften und religiöse Gemeinden als zivilgesellschaftliche Akteure auf kommunaler Ebene eingeladen.

Nach den einleitenden Worten von Holger Nollmann, einem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, ging das Wort an den Erziehungswissenschaftler Prof. Volker Ladenthin, der ganz grundlegend über die unausweichliche und wünschenswerte Verbindung von Religion und Gesellschaft reflektierte. Religion sei aus der Gesellschaft nicht wegzudenken, so die Kernthese, denn jeder wirke mit seinen Glaubensüberzeugungen, seien sie religiös oder nicht-religiös, in die Gesellschaft hinein. Gleichzeitig wurde die Verbindung als eine historisch gewachsene beschrieben, die bis in die feinen Verästelungen der Sprache fortbestehe. Entsprechend dem Böckenförde-Theorem verwies Ladenthin auf die metaphysischen Grundvoraussetzungen des Staates, nämlich dass Bürger sittlich und gemeinwohlorientiert handeln. Ob der Beitrag für die Zivilgesellschaft auf religiösen oder humanistischen Wertgrundlagen beruht, ist letztlich im jeweiligen individuellen Bildungsprozess angelegt. Damit wurde die Grundlage für die Kooperation verschiedenster religiöser und nicht-religiöser Akteure noch einmal aus wissenschaftstheoretischer Perspektive unterstrichen.

Nach dem Fachvortrag kamen Vertreter_innen aus der Praxis, u.a. aus Kommunalen Integrationszentren, Jugendämtern, Schulen, sozialpastoralen Zentren und religiösen Gemeinden umliegender Städte zu Wort. Die besondere Sitzordnung der Tagungsteilnehmenden (Fishbowl) gab den innen sitzenden Praxisvertreter_innen zunächst die Möglichkeit, sich mit konkreten Arbeitskontexten zu beschäftigen, in denen Religion eine Rolle spielt, und sich darüber auszutauschen, wo Herausforderungen, aber auch Chancen in der Thematisierung von Religion in den jeweiligen Einrichtungen liegen. Die spannenden Erfahrungsberichte luden zugleich Teilnehmende aus dem „äußeren“ Kreis ein, mitzudiskutieren. Besonders aufschlussreich für den RePliR-Kontext waren die in der Diskussion immer wieder betonte Bedeutsamkeit von Religion auch im Angesicht des Neutralitätsgebotes vieler Einrichtungen sowie die von einzelnen Vertreter_innen religiöser Gemeinden formulierten besonderen Herausforderungen im Arbeitsalltag (z.B. Diskriminierungserfahrungen der jüdischen Gemeinde, personelle Ressourcenknappheit in der muslimischen Gemeinde).

Im Anschluss an das Mittagessen stellte Tobias Meier vom Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) der katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin einen dem Plenum bisher überwiegend unbekannten Ansatz vor. Er gewährte den Tagungsteilnehmenden Einblicke in das Konzept von Community Organizing sowie in konkrete Praxisbeispiele. Konzeptuell auf US-amerikanische Ansätzen der Gemeinwesenarbeit aus den späten 1930er Jahren rekurrierend zielt der Ansatz darauf, Bedürfnisse von BewohnerInnen eines Stadtteils oder Quartiers zu identifizieren, Lösungsansätze zu recherchieren und unter breiter Bürgerbeteiligung und Einbeziehung politischer Entscheidungsträger zu realisieren. Die grundlegende Idee ist jene, das zivilgesellschaftliche Gestaltungspotential von Bürger_innen zu bündeln und Realisierungsmöglichkeiten zu schaffen. Die von Meier begleitete Bürgerplattform „Stark! Im Kölner Norden“, die sich 2015 unter Beteiligung von Vereinen, kleineren Bürgerinitiativen und Kirchengemeinden konstituiert hatte, stand im Mittelpunkt seiner Präsentation. Unter den teilnehmenden Akteur_innen finden sich u.a. die evangelischen Kirchengemeinden Ehrenfeld und Bickendorf, die katholische Gemeinde BiOs (Bickendorf-Ossendorf), DITIB Chorweiler, der alevitische Kulturverein sowie das Kolpingwerk.

Auf Skepsis stieß bei den Zuhörenden unter anderem die Spendenfinanzierung durch Großunternehmen wie Remondis und eine daraus resultierende Anfälligkeit für Einflussnahmen aus der Wirtschaft, sowie etwaige Konkurrenzverhältnisse mit herkömmlichen Formen lokalpolitischen Engagements. Befürwortende Stimmen aus dem Publikum betonten einerseits die bereits gemachten positiven Erfahrungen mit diesem oder ähnlichen Ansätzen sowie die festgestellte Diskrepanz zwischen dem aus Kapazitätsgründen begrenzten ehrenamtlichen politischen Engagement einerseits und den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürger_innen andererseits, der das Community Organizing Abhilfe verschaffen könnte.

Nach der Kaffeepause folgte der letzte Beitrag des Tages, der unter dem Titel „Religionen finden Stadt“ mit einem Vortrag der Koordinatorin des Fortschrittkollegs, Frau Dr. Sarah Jahn, zu konkreten Perspektiven für Nordrhein-Westfalen begann. Am empirischen Bestand wurde deutlich gemacht, dass die religiöse Diversität sich vor allem im Ruhrgebiet und Rheinland in den Großstädten „ballt“, während umliegende Kreise durchaus durch die römisch-katholische Kirche oder in einigen Kreisen auch durch die evangelischen Landeskirchen dominiert werden. Die Funktionen und den Beitrag von Religionsgemeinschaften als zivilgesellschaftliche Akteure erläuterte Sarah Jahn an den Beispielen der Moscheegemeinden, der syrisch-orthodoxen Kirche sowie der Mennoniten. Anhand der Potentialbeschreibung der drei sehr unterschiedlichen Akteure wurde deutlich, wie unterschiedlich Religionsgemeinschaften in die Stadtgesellschaft wirken können und welchen Eigendynamiken sie unterliegen. Hierdurch ist klar erkennbar, dass zivilgesellschaftliche Potentiale nur begrenzt steuerbar sind und es keine zentrale Stellschraube gibt um die zivilgesellschaftlichen Potentiale zu steuern. Vielmehr ist die Frage zu stellen, ob sich zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt steuern lässt und ob es sich auch steuern lassen sollte.

Zu den Voraussetzungen und Herausforderungen für Religionen in der Stadt stellte Sarah Jahn Ergebnisse ihres Forschungsprojektes in der Kommunalverwaltung der Stadt Bochum vor. Hierzu befragte sie Kommunalmitarbeitende zu der Rolle von Religion. Interessanterweise variierte das Spektrum der Ansichten dazu erheblich. Während es einerseits die Überzeugung gab, dass die Religionsausübung als Privatangelegenheit das rechtsstaatliche Handeln in keinster Weise berühren sollte, wurde andererseits die hohe Bedeutung von Religion betont und gleichzeitig bemängelt, dass trotz der tagtäglichen Präsenz verschiedener Kulturen und Religionen im Arbeitsalltag es unter den Mitarbeitenden kaum Wissen dazu gäbe.

Anschließend stellten vier Doktorandinnen des Fortschrittkollegs Ergebnisse ihrer Forschungen vor. In ihrem Beitrag zu „(Un-) Sichtbarkeiten von Religion“ stellte die Sozialanthropologin Natalie Gies-Powroznik ihr Forschungsprojekt in einer kommunalen Familienunterkunft für Geflüchtete vor, indem sie sich mit der Frage beschäftigt, ob Religion eine Rolle in der Institution für die Geflüchteten oder ihre Mitmenschen spielt und welche Aushandlungsprozesse konkret zu identifizieren sind. Dabei untersucht sie anhand ihres empirischen Materials unterschiedliche Akteursperspektiven, um diese zu kontrastieren was am Fallbeispiel religiöser „Reinheit“ im Vortrag illustriert wurde. Die Vielschichtigkeit der Phänomene zeigte, dass jene nicht ohne weiteres religiös oder säkular begründbar sind, sondern vielmehr einen spezifischen Platz und Gewichtung im „Bedeutungsgewebe“ eines jeden Menschen innehaben.

Die Religionssoziologin Martina Loth, die zu der religiösen Identität von jugendlichen Alevit_innen und Sunnit_innen forscht, machte anhand eines Beispiels aus dem Schulkontext auf folgende Beobachtung aufmerksam: Bestimmte durch Autoritätspersonen wie Pädagog_innen geäußerte Erwartungshaltungen und Zuschreibungen hinsichtlich der religiösen Identität können die Identität der Schüler_innen auf die eines vermeintlichen Experten ihrer Religion reduzieren. Dadurch besteht unter anderem die Gefahr, dass für etwaige andere „Identitäten“ und Zugehörigkeiten zu wenig Raum bleibt.

Daran schloss die Soziologin Linda Hennig an, die zum Thema Lebensführung im Spannungsfeld von muslimischer Religiosität und Berufstätigkeit forscht. In dem von ihr geschilderten Beispiel wurde deutlich, dass es einer komplexen Auseinandersetzung mit den Thematiken sowie einer umfassenden Reflexion der eigenen Rolle bedarf, um im Arbeitskontext souverän mit den auch hier erfolgenden Experten-Zuschreibungen umzugehen. Es ist demnach keinesfalls selbstverständlich, eine Strategie zu entwickeln, die die entsprechenden Erwartungshaltungen nicht bedient.

Schließlich gab die Religionswissenschaftlerin Susanne Stentenbach-Petzold einen Einblick in ihre Forschung zu religiöser Pluralität in der organisierten Altenpflege, die bisher im Tagungsverlauf noch keine Rolle gespielt hatte. Die Altenpflege in Nordrhein-Westfalen, die neben den konfessionsungebundenen Trägern überwiegend durch kirchliche, einige wenige jüdische und bisher noch keine muslimischen Träger erfolgt, hat mit einer religiös immer diverser werdenden Bewohnerschaft zutun. Einen Umgang damit zu finden, stellt eine große Herausforderung dar.

Für die RePliR-Doktorand_innen ermöglichte die Tagung einen interessanten Einblick in verschiedene Praxisfelder, in denen Religion tagtäglich „Stadt“ findet.

Text: Natalie Gies-Powroznik, Linda Hennig, Martina Loth, David Rüschenschmidt, Susanne Stentenbach-Petzold

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