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Rüstzeug für den Dialog mit der Öffentlichkeit

14/2/2023

 
Interner Workshop zur Wissenschaftskommunikation in Coesfeld

Den trockenen Schreibstil der Wissenschaft auflockern, um neue Zielgruppen zu erreichen: Dieser Aufgabe haben wir Promovierenden uns gewidmet, als wir am 2. und 3. Februar 2023 mit dem Koordinator Holger Arning zu einem internen Workshop in der Kolpingbildungsstätte Coesfeld zusammengekommen sind. Außerdem bereiteten wir die Klausurtagung im kommenden Juni sowie weitere Veranstaltungen vor und tauschten uns über unsere Beiträge für das Praxishandbuch aus, das wir gemeinsam schreiben möchten.
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Selfie der bis zum Schluss Anwesenden
Die Schreibdidaktikerin Eva-Maria Lerche leitete den ersten Tag mit Übungen zur Selbstreflexion ein. Auf welche Ressourcen können wir für unsere Promotion zurückgreifen, wo wollen wir in fünf Jahren stehen, und wie können wir den Weg dorthin gestalten? Zu diesen Fragen produzierten wir jeweils zehn Minuten lang Texte.

Die Aufgabe bestand darin, nicht lange nachzudenken, sondern sofort loszulegen, nicht abzusetzen und dadurch in einen kreativen Schreibfluss zu kommen. Mit einer Übung zum Storytelling lernten wir außerdem, lockerer für ein breiteres Publikum zu schreiben und Leser*innen auch über Emotionen für unsere Themen zu gewinnen.

Nach der Mittagspause brachte uns Eva-Maria Lerche wichtige Aspekte gegenwärtiger Wissenschaftskommunikation näher. Gerade angesichts von Populismus und Wissenschaftsskepsis messen wissenschaftliche Institutionen einer transparenten, dialogorientierten und faktenbasierten Kommunikation nach außen einen immer höheren Stellenwert bei. Da „die Öffentlichkeit“ als Adressatin sehr unspezifisch ist, benannten wir konkrete Personen und Institutionen, an die sich unsere Beiträge richten werden. So wird es uns leichter fallen, in einer angemessenen Sprache zu schreiben. Konkret übten wir das anhand von Textbausteinen, die wir vorab an Eva-Maria Lerche geschickt hatten und die noch eher im wissenschaftlichen Duktus verfasst waren.

Nach einem gemeinsamen Essen fand der Abend in geselliger Runde einen amüsanten Ausklang. Am zweiten Tag sammelten wir im Plenum und in kleinen Gruppen Ideen für wissenschaftliche und praxisnahe Veranstaltungen, die wir als Promovierende organisieren möchten. Dabei stellten wir Überschneidungen und gemeinsame Interessen fest, die wir für die weitere Konzeption nutzen können. Holger Arning berichtete anschließend vom Stand der Planungen des Praxishandbuchs. Ergänzend zum Vortag ging er zudem noch auf weitere Grundlangen des Gesamtbandes und der Wissenschaftskommunikation ein.

In der letzten Session vor der Mittagspause diskutierten wir über Formate für die Klausurtagung, nachmittags trugen wir die Ergebnisse zusammen: Wir sprachen uns dafür aus, in kleinen Panels unsere aktuellen Beitragsentwürfe jeweils einzeln zu diskutieren. Über Zoom berichteten uns dankenswerterweise Linda Hennig, Anna Wiebke Klie und Martina Loth, Absolvent*innen des Vorläuferprojekts RePliR, wie sie Veranstaltungen vorbereitet und organisiert hatten, zum Beispiel Master Classes und die Abschlusstagung.

In einer abschließenden Feedbackrunde ließen wir das Treffen nochmal Revue passieren. Mit klaren Zielsetzungen und anregenden Inputs im Gepäck verabschiedeten wir uns aus Coesfeld. Wir blicken nun mit neuer Motivation unseren Schreib- und Feldarbeiten entgegen.

Text: Johannes Eberl

Auf dem Weg zum RePliV-Praxishandbuch

1/7/2022

 
Ein kurzer Bericht über die erste Klausurtagung
Ideen sammeln für das geplante Praxishandbuch, die bisherige Arbeit im Projekt evaluieren und neue Kontakte knüpfen: Darum ging es bei der ersten Klausurtagung des Forschungskollegs „Regionale Regulierung religiöser Pluralität im Vergleich“ (RePliV), die am 23. und 24. Juni 2022 stattfand. Mitglieder aus allen drei Statusgruppen – Promovierende, Betreuende und Praxispartner*innen – trafen sich in der Kolping-Bildungsstätte in Coesfeld. Mit Blick auf die zukünftige Zusammenarbeit brachten die Teilnehmenden ihre Wünsche, Denkanregungen und Verbesserungsvorschläge zum Ausdruck. Dabei legten sie ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis“ sowie auf den Dialog zwischen Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit.
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Gruppenbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klausurtagung in Coesfeld
Zum Auftakt beider Tage stellte jeweils ein Vertreter der Praxis seine jeweiligen Tätigkeitsfelder ausführlicher dar und diskutierte sie im Hinblick auf die Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis. Johannes Schwill schilderte in einer informativen und zum Nachdenken anregenden Rede die Ideen- und Organisationsgeschichte sowie die diversen Tätigkeitsfelder des Humanistischen Verbandes. Piotr Suder vom Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe (IFAK) in Bochum stellte ausführlich dessen vielfältiges Tätigkeitsfeld vor und diskutierte dabei die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit mit RePliV.

Die Promovierenden berichteten ihrerseits über den aktuellen Stand ihrer Promotionsprojekte mithilfe einer Posterausstellung. Somit konnten sich die Praxispartner*innen einen genaueren Überblick über die laufenden Forschungen verschaffen und auf dieser Basis mit den einzelnen Promovierenden in einen Austausch treten.

Zudem stellten die Promovierenden ihre Beitragsskizzen für das Praxishandbuch vor und diskutierten diese mit den Betreuenden und den Praxispartner*innen. Als eines der bleibenden Ergebnisse des Kollegs soll das Praxishandbuch, ein Sammelband mit dem Arbeitstitel „Über religiöse Vielfalt sprechen“, dazu dienen, in den verschiedenen Forschungs- und Arbeitsfeldern der jeweiligen Dissertationen die Möglichkeiten und Hindernisse des Wissenstransfers und der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis zu reflektieren sowie praktische Vorschläge und Lösungsansätze zu unterbreiten. Auch Praxispartner*innen und Betreuende werden dazu Beiträge liefern.

Die Promovierenden hatten vor der Klausurtagung zwei thematische Fokusgruppen gebildet. Die erste Gruppe beschäftigte sich in den einzelnen Beitragsskizzen mit dem Thema der innerreligiösen Pluralität und der Frage, warum die Heterogenität und die innereligiöse Pluralität von religiösen Minderheiten bei der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis in der Regel keine ausreichende Beachtung finden und welche Konsequenzen daraus folgen. Die zweite Fokusgruppe setzte sich mit dem Thema „Wissenstransfer und kollaborative Ethnographie im Spannungsfeld religiöser Vielfalt“ auseinander. Die Mitglieder gingen dabei der übergeordneten Frage nach, wie die Anwesenheit und die direkte, regelmäßige Interaktion zwischen den Forscher*innen und den Akteur*innen im Feld die Prozesse der Wissensgenerierung sowie des Wissenstransfers beeinflussen.

Die Tagung wurde – nach einer Vollversammlung der Projektmitglieder – mit einer internen Evaluierung abgeschlossen, in der die drei Statusgruppen zunächst getrennt voneinander über den bisherigen Verlauf des Kollegs, die Arbeitskultur und die mögliche Verbesserung der Qualifizierungsprogramme diskutierten und ihre Wünsche, Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeit zum Ausdruck brachten.

Es herrschte in der gesamten Zeit eine angenehme Atmosphäre, die von kollegialer Zusammenarbeit, konstruktiver Kritik und fachlichem Austausch gekennzeichnet war. Zwar gab es wegen der Corona-Pandemie einige kurzfristige Absagen, aber auch einige Teilnahmen über Zoom. Die vor Ort Anwesenden hatten über den formellen Rahmen und die geplante Tagesordnung hinaus die Möglichkeit, einander während der Pausen und im Rahmen eines informellen Grillabends persönlich näher kennenzulernen und miteinander in einen intensiveren und tiefergehenden Austausch zu treten.

Text: Puyan Mahmudian

Innerreligiöse Vielfalt, Machtstrukturen und Wissenstransfer

22/2/2022

 
Die RePliV-Promovierenden haben Fokusgruppen zu Themenschwerpunkten gebildet

Die Vielfalt innerhalb religiöser Traditionen, Machtstrukturen im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie Möglichkeiten des Wissenstransfers in kollaborativer und partizipativer Forschung: Diese drei Themenschwerpunkte werden voraussichtlich die weitere Arbeit im Forschungskolleg RePliV prägen. Ihnen sind „Fokusgruppen“ der Promovierenden im Projekt zugeordnet, die sich bei einem internen Workshop am 3. und 4. Februar in der Katholischen Akademie Schwerte gebildet haben.
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RePliV in Schwerte: Holger Arning, Christina Freund, Mareike Ritter, Nelli Felker, Rebecca Anne-Davis und Martin Herholz (v.l.n.r.)
Nach einem von Onlineformaten geprägten ersten Kollegjahr bot sich den Promovierenden aus Bochum und Münster die Möglichkeit, sich zwei Tage lang persönlich kennenzulernen, zu diskutieren und zu vernetzen. Die von Holger Arning und Mareike Ritter organisierte Veranstaltung diente auch der Vorbereitung der im Juni in Coesfeld stattfindenden Klausurtagung des Projekts, außerdem wurden erste Ideen zur Gestaltung des geplanten Praxishandbuchs gesammelt und systematisiert.

Der erste Block des Workshops begann mit einer angeleiteten Reflexion zum Thema persönliche Motivation. Dabei tauschten sich die Kollegiat*innen darüber aus, welchen Stellenwert sie verschiedenen Faktoren für ihre Motivation mit Blick auf die Promotion beimessen. Die Übung diente zudem dazu, zwischen den einzelnen Promotionsprojekten erste Schnittmengen auszumachen und Verbesserungsvorschläge für die gemeinsame Arbeit zu formulieren.

Nach der Mittagspause setzten sich die Kollegiat*innen in Kleingruppen mit dem Anforderungsprofil des RePliV-Kollegs sowie mit seinen praktischen Herausforderungen und Zielsetzungen auseinander, kurz: mit dem Warum des Projekts. Als gemeinsames Ziel wurde formuliert: Wir möchten mit unseren Forschungen einen interdisziplinären Beitrag zu einer friedlichen Austragung gesellschaftlicher Konflikte leisten, aber auch die positiven Potenziale religiös pluraler Gesellschaften sichtbar machen.

Im Anschluss stellten die Kollegiat*innen ihre Promotionsprojekte in Form von fünfminütigen Kurzvorträgen (Elevator-Pitches) im Plenum vor. Vor allem ging es darum, die gesellschaftliche Relevanz des jeweils eigenen Forschungsprojekts zu verdeutlichen und erste Möglichkeiten zum Austausch über die zu erwartenden Forschungsergebnisse mit einer möglichst großen (nicht-wissenschaftlichen) Öffentlichkeit auszuloten. Im Zuge dessen wurden auch mögliche und bereits bestehende Praxispartnerschaften thematisiert.

Wo gibt es Überschneidungen und Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Promotionsprojekten? Mit Blick diese Frage unterhielten sich im anschließenden „Speeddating“ alle mit allen jeweils fünf Minuten zu zweit über ihre Projekte. Dieser Arbeitsschritt diente nicht zuletzt der Vorbereitung des zweiten Workshoptages, an dem die Bildung von Fokusgruppen für die Arbeit am Praxishandbuch im Zentrum stand.

Zum Abschluss des ersten Tages gab Dr. Kirsten Schmidt, Leiterin des Schülerlabors der Ruhr-Universität Bochum und Praxispartnerin des Kollegs, einen spannenden Einblick in ihre Tätigkeit. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf den geisteswissenschaftlichen Projekten, die im Schülerlabor vertreten sind, darunter verschiedene religionswissenschaftliche Angebote des Centrums für Religionswissenschaftliche Studien (CERES). Der Abend klang mit einem Abendessen im Speisesaal des Schwerter Tagungshauses und einem geselligen Beisammensein im Clubraum aus.

Der zweite Tagungstag begann mit einem anregenden, halbstündigen Impulsvortrag der Praxispartnerin Dr. Tagrid Yousef. Sie berichtete von ihrem Arbeitsalltag als Integrationsbeauftragte der Stadt Krefeld und zeigte insbesondere die konkreten Problemfelder und Herausforderungen ihrer praktischen Arbeit auf. Im Anschluss daran waren Anna Wiebke Klie, Natalie Powroznik und David Rüschenschmidt, Absolvent*innen des Vorgängerprojekts RePliR, via Zoom zugeschaltet. Sie berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen in der ersten Förderphase des Kollegs. Dabei gaben sie wertvolle Einblick in die Arbeit am von ihnen verfassten Praxishandbuch und in die Organisation ihrer Klausurtagung sowie Tipps für die Vernetzung mit den Praxispartner*innen.

Anschließend standen erneut die Arbeit am Praxishandbuch und die Aufteilung der Fokusgruppen im Zentrum. Nach eingehenden Diskussionen in Kleingruppen und im Plenum wurden die drei thematischen Schwerpunkte herausgearbeitet, welche die zukünftige Arbeit am Praxishandbuch und die Vorbereitung der Klausurtagung bestimmen werden.

Text: Martin Herholz

Religion and gender – Impressions from a Conference in Vilnius, Lithuania

25/11/2021

 
Religion, Politics and Uncertainty: Shifting Boundaries: That is the motto under which the Research Committee on the Sociology of Religion of the International Sociological Association (ISA RC-22) organised this year's mid-term Conference from 11 to 13 November 2021 in Vilnius, Lithuania. Together with Puyan Mahmudian Jegurlaee, I attended the meeting.

The conference´s title couldn't be more appropriate to the many challenges that societies are currently facing. Whether it be the global pandemic, climate change, migration or the flood of human rights violations, people are in a constant process of negotiating their living conditions. The conference programm impressively demonstrated the role religion plays in both private and social life in dealing with these uncertainties.
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Photo: Nendre Zilinskaite
The conference focused on religion in the context of social and political change from a religious-sociological and religious-scientific perspective. The role of religion was discussed in a hybrid format with a total of 68 participants from 26 countries. The contributions reflected the multifaceted influences of religion. It is indisputable that religion is indispensable in modern societies.

In the numerous contributions, however, one particular focus prevailed: religion and gender. The role of women, gender equality and the question how sexual minorities are dealt with can be observed across national borders. Not only socio-cultural influences, but also the influence of different religious communities shape these discourses on different levels.

The Lithuanian sociologist Rūta Žiliukaitė offered a societal perspective in her work, in which she analyzed traditional Christian family values in connection with politics in Lithuania. Milda Ališauskienė, Associate Professor at Vytautas Magnus University, Kaunas, Lithuania, in turn, presented qualitative interviews with pagan women who described their role in their communities and partnerships. Consequently, international developments were discussed. In several lectures, the media discourse as well as activism against the “Council of Europe Convention on preventing and combating violence against women and domestic violence”, the “Istanbul Convention” from 2011, was examined. Theologian Anne Kull used examples from Estonia to describe how it is understood as an attack on values by patriarchal and nationalist ideologists in both secular and religious areas of society.

On this account the history of Lithuania is the perfect example to observe the social confrontation with religious world views and the role of women. The visit to the Lithuanian National Gallery of Art impressively showed me that this is by no means a new discourse. The artist Marija Teresė Rožanskaitė (1933-2007), known for her progressive themes, grew up in the Soviet Union, shaped by experiences of censorship. One of her most impressive paintings (1975) is a modern Maria Magdalena in a red dress and purple leggings. A reinterpretation of the woman dubbed a sinner, who turns her back on the religious symbol of the cross and confidently goes her way. The artist Jurga Barilaitė also tells of a changed relationship between culture and religion and questions images of women with her series of pictures “Six Rules How to Play Mother” from 1998. In addition, many works of art also dealt with religion in a modern world, for example through Ramūnas Danisevičius photography with the title ,Shrek‘,  which shows two nuns at a cinema show. Furthermore, the plurality and coexistence of religions was also reflected. The work “Conversation” by the artist Raimundas Sližys, who primarily dealt with secularism in his works, shows a Christian and a Jewish clergyman in conversation. The Christian is shown with his arms crossed and a negative expression on his face, while the Jewish clergyman tries to break open his arms. The museum offers online access to the permanent exhibition, which is highly recommended.

The conference as well as the exhibition in the National Gallery of Art showed in an impressive way not only the role religions play in modern societies, but also the long history of the discourses on religious plurality, religious coexistence and the position of women in society. And above all: in times of social change, political polarization and social insecurity, the influence of religions shows itself in numerous facets.

Text: Nelli Felker

Von der Sehnsucht nach dem Vertrautem im Fremden. Ein Besuch im Ruhr-Museum Essen

5/10/2021

 
In Zeiten, in denen Menschen mit Unsicherheiten kämpfen und jeder Tag Neues hervorbringen kann, wird nach Halt und einem Anker im Leben gesucht. Das Verlangen nach etwas, was gewohnt ist und die alltägliche Routine aufrechterhält, erscheint fast als ein Kennzeichen der conditio humana. Daher ist es spannend zu sehen, wie das Gewohnte auch in unsicheres Terrain hineingetragen wird und dort eine Synthese mit dem Bestehenden erfährt.
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Auf der Zeche Zollverein - Foto: Mareike Ritter
Dies sind die ersten Gedanken, die mir beim Besuch des Ruhr-Museums auf der Zeche Zollverein in Essen und beim Betrachten der dort ausgestellten Fotografien kommen, beim ersten gemeinsamen Ausflug der RePliV-Promovierenden aus Münster und Bochum am 20. September 2021. Anlässlich des 60. Jahrestags des Anwerbeabkommens zwischen Bonn und Ankara zeigt das Museum – ein Praxispartner unseres Projekts – 120 beeindruckende Bilder des renommierten türkischen Fotografen Ergun Çağatay. Diese Fotos, entstanden im Jahr 1990, ergeben eine umfangreiche Reportage über sogenannte Gastarbeiter*innen der ersten und zweiten Generation aus der Türkei.

Die Ausstellung umfasst jedoch nicht nur diese 120 Bilder. Sie wird vielmehr durch weitere Aufnahmen komplementiert, die der Fotograf auf seiner Deutschlandreise gemacht hat. Hinzu kommen noch audiovisuell festgehaltene Interviews mit Personen, die gewissermaßen in Interaktion mit den Fotos Spannendes zur jüngsten Geschichte zwischen der Türkei und Deutschland zu erzählen haben.

Sehr aufschlussreich ist die Führung durch Stefanie Grebe, Leiterin der Fotografischen Sammlung des Ruhr-Museums und eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Nachdem sie unsere Nachfragen beantwortet hat, haben wir Gelegenheit, noch einmal in aller Ruhe die Fotografien zu betrachten. Die Bilder hängen gleichsam von der Decke, jedoch unter Tage, in der Zeche. Das verstärkt die Wirkung der Fotos, da auf ihnen viele Personen zu sehen sind, die selbst zwischen diesen „vier Wänden“ unter der Erde gearbeitet und ihre Zukunft gestaltet haben.
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Führung durch die Ausstellung - Foto: Mareike Ritter
Zwischen Hoffnungen, Wünschen, Entbehrungen und Enttäuschungen haben diese Menschen der ersten Generation der Arbeitsmigration aus der Türkei ihre Tage gelebt. Das alles geschah jedoch auch in den eigenen vier Wänden über Tage, was der Fotograf Ergun Çağatay auf sehr eindrucksvolle Weise festgehalten hat. Auf den Bildern sind Familien, Alltagssituationen, Freundschaften, Formen der Religiosität und vieles mehr zu betrachten. Es ist dem Fotografen gelungen, sehr intime Perspektiven zu schaffen, die das Leben dieser Menschen nach meinem Eindruck präzise widerspiegeln.
 
Keines der Bilder wirkt gestellt, nichts inszeniert. Die Menschen auf den Fotos könnten meine Verwandten, meine Bekannten sein, Menschen, die in meinem näheren Umfeld leben oder gelebt haben. Die Bilder rufen in mir ein starkes Nostalgiegefühl hervor. Ich sehne mich zurück nach der Zeit, in der Wohnungen wie auf den Bildern Çağatays aussahen. In der jede türkische Familie die gleichen Schränke im Schlafzimmer, die gleiche Besteckgarnitur in der Küche und die gleichen Blicke in den Augen hatte.

Ich war damals jedoch noch zu klein, um die Blicke zu verstehen. Jetzt, viele Jahre später, da ich selber im Herzen Berlins wohne und meinen Kiez auf den Bildern Çağatays wiedererkenne, kann ich kaum glauben, dass ich tagtäglich auf den Wegen gehe, auf denen so viel Geschichte eingemeißelt ist. So viel von meiner eigenen Familiengeschichte. Und bestimmt auch von zahlreichen ähnlichen Familienbiografien.

Die Ausstellung ist jedem zu empfehlen, der sich ein Stück weit mit der jüngsten Geschichte Deutschlands beschäftigten möchte, aber auch mit der Geschichte der Türkei und vor allem mit den türkeistämmigen Menschen hier in Deutschland. Durch die Bilder kann ich besser verstehen, warum meine Großeltern kein Deutsch gelernt haben oder es nie lernen wollten. Aber die Bilder helfen mir auch zu begreifen, warum mein Vater (zweite Generation) hier in Deutschland studieren und einer anderen Beschäftigung nachgehen wollte als mein Großvater. Und schließlich ist mir durch die Bilder noch ein wenig klarer geworden, warum die Beschäftigung mit meiner eigenen persönlichen Vergangenheit so wichtig ist: Es geht auch darum, zu wissen, wohin meine Reise gehen soll.

Text: Beyhan Bozkurt

Digitale RePliR Abschlusskonferenz

5/11/2020

 
Am 15. Oktober 2010 konnte endlich die RePliR-Abschlusskonferenz „Religiöse Pluralität in NRW: Herausforderungen, Umgang und Good Practice“ stattfinden. Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie fand die Konferenz in einem gerafften Format online statt. Insgesamt nahmen rund 40 Interessierte aus Wissenschaft und Fachpraxis teil.

Der Tag begann mit einer Begrüßung durch den Kollegsprecher Prof. Ulrich Willems (Münster) und einer kurzen Erläuterung des digitalen Tagesablaufs durch die Kollegkoordinatorin Dr. Maren Freudenberg (Bochum).

Es folgten zwei Vorträge von ehemaligen RePliR-Kollegiat*innen. Im ersten Vortrag mit dem Titel „Adoleszente Bewältigungsprozesse im Umgang mit Differenz“ stellte ich gemeinsam mit den ehemaligen RePliR-Doktorandinnen Natalie Powroznik und Dilek A. Tepeli zwei Fallbeispiele vor. Beide vorgestellten jungen Menschen machen in ihrem adoleszenten Identitätsbildungsprozess bewusst die religiöse Zugehörigkeit zum Teil ihrer personalen Identität, die in ihren Herkunftsländern und auch in der Diaspora in der eigenen ethnisch-kulturellen Gruppe eine Abweichung und ein Stigma darstellen. Es handelt sich einerseits um Christsein in Afghanistan bzw. dann in Deutschland und andererseits um Alevitisch-Sein innerhalb einer sunnitisch-orientierten Familie. Dabei zeigen unsere Beispiele auch, dass ein Blick in den pluralen Mikrokosmos einer einzigen Familie oder eines Subjekts lohnt, um die Bedeutung religiöser Pluralität sowohl für das soziale als auch für das individuelle Handeln deutend zu verstehen.

Im zweiten Vortrag „Grenzziehung, Grenzöffnung, Grenzüberschreitung: Interreligiöse Ritualpraxis im Dialog“ hoben die beiden ehemaligen RePliR-Doktoranden Mathias Schneider und David Rüschenschmidt die hohe Relevanz der geteilten Ritualpraxis im Allgemeinen und des gemeinsamen Gebets im Speziellen für das Feld des interreligiösen Dialogs hervor. Denn die gelebte und emotionale Dimension des religiös Anderen sei ebenso wichtig wie die kognitive, wenn es darum geht, sich im interreligiösen Dialog die religiöse Welt des Anderen zu erschließen. Hierzu beleuchteten die Vortragenden die Haltungen der beiden Großkirchen kritisch und analysierten, warum vor allem die Handreichung der Evangelischen Kirche Deutschlands von 2006 mit dem Titel „Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland“ eine Absprache an die Möglichkeit eines interreligiösen Gebets darstellt.

Sehr erfreut waren wir über die Teilnahme von Volker Beck mit einem Impulsvortrag zum Thema „Religiöse Pluralität in NRW – Religionspolitische Herausforderungen, Regulierungsstrategien und Beispiele Guter Praxis“. In diesem betonte Herr Beck, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland einen guten Kompass für Regulierungsmaßnahmen darstelle, weil es Arenen ausweise, in denen auf gesellschaftlicher, politischer und rechtlicher Ebene Auseinandersetzungen und Klärungen stattfinden könnten. Dabei verwies er auch auf die konkrete Aufgabe der Religionswissenschaft, der Rechtswissenschaft z.B. im Hinblick auf die Anerkennung einer offiziellen Religionsgemeinschaft in Deutschland die von den bisher etablierten und bekannten Religionsgemeinschaften wie den Großkirchen z.T. stark abweichende Theologieverständnisse und Organisationsstrukturen mit „vergleichbaren Tatbeständen zu erklären“.

Die Vorträge des Vormittags sind online unter folgenden Links abrufbar:
Adoleszente Bewältigungsprozesse: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/dNo71mTMRIMPREj
Da die Tonqualität an manchen Stellen leider nicht optimal ist, stehen hier zu zwei Vortragteilen auch Audiodateien zur Verfügung.

Interreligiöse Praxis im Dialog: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/OLJiJAmnxa2hxDn

Religionspolitische Herausforderungen, Regulierungsstrategien und Beispiele guter Praxis: https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/cJD2kTYGbi09z1o

Nach der Mittagspause standen am Nachmittag Poster-Präsentationen im Mittelpunkt, mit denen die ehemaligen RePliR-Doktorand*innen die wichtigsten Ergebnisse ihrer Dissertationen vorstellten. Diese betreffen sehr vielfältige Themen, von Migrantenselbstorganisationen über buddhistische Jesus-Interpretationen bis hin zum Umgang mit religiöser Vielfalt in Flüchtlingsunterkünften und stationären Altenpflegeeinrichtungen – um nur einige Projekte zu nennen.

Es gab sehr anregende Diskussionen zwischen den Vorstellenden und den Teilnehmer*innen aus Wissenschaft und Praxis rund um Ergebnisse und weitere Fragestellungen, die sich aus unseren Promotionsprojekten ergeben.

Somit bleibt mir nach der Abschlusskonferenz als einzig verbleibende RePliR-Doktorandin nur, mich den am Ende der Konferenz geäußerten warmen Lob- und Dankesworten der RePliR-Sprecher Prof. Ulrich Wilhelms und Prof. Volkhard Krech sowie unserer Koordinatorin Dr. Maren Freudenberg anzuschließen und mich herzlich für die Kollegzeit zu bedanken und mich nun weiterhin auf das Abschließen meiner Promotion zu konzentrieren.

Text: Martina Loth

Zweiter Preis für David Rüschenschmidt im Essay-Wettbewerb der Georges-Anawati-Stiftung

27/7/2020

 
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                                                                                                    Bildrechte: akademie-rs
Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Hohenheim nimmt seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle im christlich-islamischen Dialog ein. Diesen fördert sie auch durch eine jährlich stattfindende christlich-islamische Studienwoche, an der Studierende und Promovierende der Theologien, aber auch der Religions-, Geschichts-, Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften teilnehmen können.
Ein fester Bestandteil dieser Studienwoche, deren Teilnehmer*innen aus verschiedenen europäischen Ländern kommen, ist ein Essay-Wettbewerb. Jede*r Teilnehmer*in ist angehalten, einen Essay zu einem eigenständig gewählten Thema zu verfassen, die dann von einer Jury bewertet und durch die Goerges-Anawati-Stiftung prämiert werden. Im Geist des Namensgebers Georges Anawati, einem ägyptischen Dominikaner und Wegbereiter der Erklärung „Nostra Aetate“, hat sich die Stiftung zum Ziel gesetzt, den interreligiösen und interkulturellen Dialog, die gegenseitige Achtung und Verständigung von Christ*innen und Muslim*innen zu fördern.
Bei dem Essay-Wettbewerb in diesem Jahr konnte der ehemalige RePliR-Doktorand David Rüschenschmidt, nun assoziiertes Mitglied des Kollegs, mit seinem Beitrag „Integration – Dialog – Integrationsdialog? Zeithistorisch akzentuierte Perspektiven auf sozialintegrative Potentiale des christlich-islamischen Dialogs“ den zweiten Platz belegen. Die Preisverleihung der prämierten Essays war eingebettet in das diesjährige „Theologische Forum Christentum – Islam“ der Akademie und fand bereits am 7. März 2020 statt. (Da die Meldung zur Preisverleihung und die Veröffentlichung der Essays auf der Website der Georges-Anawati-Stiftung erst kürzlich erfolgte, verzögerte sich auch die Meldung auf der RePliR-Webseite.) Der Laudator, Pfarrer Holger Nollmann, lobte den Assay als „wertschätzende Erdung der integrationspolitischen Möglichkeiten des christlich-islamischen Dialogs.“ Alle ausgezeichneten Beiträge der letzten Jahre werden auf der Seite der Georges-Anawati-Stiftung veröffentlicht.

Text: David Rüschenschmidt

„Ein außergewöhnliches Semester“

7/7/2020

 
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Im Rückblick auf die vergangenen RePliR-Semester sticht das Sommersemester 2020 als ein außergewöhnliches hervor.
Eigentlich war geplant gewesen, am 26. und 27. März 2020 mit einer großen Feier gebührend den offiziellen Abschluss unseres Forschungskollegs RePliR (Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region) zu begehen. Dazu eingeladen hatten wir unsere Principle Investigators, unsere Praxispartner*innen, weitere Begleiter*innen auf dem Weg unserer Promotionsprojekte und allgemein an unserem Forschungsfeld interessierte Personen. Wie so viele akademische Veranstaltungen in diesem Jahr musste die Abschlusskonferenz aufgrund von Covid-19 zunächst abgesagt werden. Schnell wurde klar, dass auch alle weiteren Zusammenkünfte in persona bis auf Weiteres ausgesetzt oder in die virtuelle Welt verlegt werden mussten.
Hatte ich bis dato kaum auf Videokonferenzen zurückgegriffen, sind sie mittlerweile fester Bestandteil meines wissenschaftlichen Austauschs geworden. Auch wenn physische Begegnungen in ihren komplexen Dimensionen nicht virtuell ersetzbar sind, war ich sehr erstaunt, wie gut die Umstellung funktioniert hat. Ergo: Die Arbeit an unseren Projekten konnte weitergehen (sofern natürlich alle gesund sind, Kinder betreut sind, etc.)! Eine beruhigende Erkenntnis, die viele Berufsgruppen nicht teilen können.
Für das letzte RePliR-Kolloquium musste demnach auch eine alternative Form gefunden werden. In Absprache mit unseren Betreuenden entschieden wir Promovierenden uns dafür, jeweils einen Text in der Runde zirkulieren zu lassen und innerhalb von einer Woche schriftliches Feedback der Kollegiat*innen darauf zu erhalten. Am Ende dieses asynchronen Prozesses stand dann eine Videokonferenz mit der oder dem Betreuenden oder ein klassisches Telefonat. Durch die häppchenweisen Rückmeldungen war es möglich, in aller Ruhe bilateral Stellung zu nehmen und die Kritik ggf. nach und nach in dem Text zu berücksichtigen. Ein dynamischer Austausch in der Gruppe, durch den die Kreativität in besonderer Weise angeregt wird und wie ich ihn in vorherigen Kolloquiumssitzungen in Münster oder Bochum erlebt und geschätzt habe, konnte aber leider nicht erfolgen.
Da die erste Förderphase RePliRs langsam ausläuft und die Verträge der anderen Kollegiat*innen geendet sind, bin ich die einzig verbleibende Doktorandin RePliRs. Ich freue mich, dass die ehemaligen Mitstreiter*innen uns als assoziierte Mitglieder erhalten bleiben und wir uns weiterhin konstruktiv austauschen. Unterstützt durch meine Betreuenden und die Koordination konzentriere ich mich auf meine Dissertation sowie die Abschlusskonferenz, die nachgeholt werden soll. Ich hoffe sehr, dass der Durchführung unserer Abschlusskonferenz am 15.10.2020 in kleinerem Rahmen am CERES in Bochum nichts im Wege stehen wird. Andernfalls bin ich mir aber sicher, dass wir mittlerweile sehr gut für ein digitales Format gerüstet wären. Außerdem hoffe ich zusammen mit den anderen (ehemaligen) Kollegiat*innen RePliRs, dass das Kolleg ab Januar 2021 für eine zweite Förderphase verlängert wird.
In Vorfreude auf den Herbst wünsche ich nun aber zunächst einmal allen eine schöne Sommerpause!

Text: Martina Loth

Erste digitale RePliR-Veranstaltung: „The Religious Becoming Tolerant? The Changing Relationship Between Religiosity and Xenophobia in Germany 1980 to 2016“

11/5/2020

 
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In unregelmäßigen Abständen laden wir Doktorand*innen des Forschungskollegs externe Wissenschaftler*innen ein, um mit ihnen die Ergebnisse ihrer und unserer Arbeit zu diskutieren. Weil die quantitative Perspektive in den bisherigen Vorträgen eher unterrepräsentiert war, sich aber methodisch gewisse Ähnlichkeiten zur eigenen Arbeit feststellen lassen, haben wir am 4. Mai 2020 Dr. Pascal Siegers eingeladen, um über seine Arbeit zum Einfluss von Religiosität auf Xenophobie in Deutschland zwischen 1980 und 2016 zu berichten. Pascal Siegers ist bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften am Standort Köln als Leiter des Teams National Surveys tätig und betrachtet in seiner Forschung unter anderem den religiösen Wandel in Deutschland und Europa. Da natürlich auch die RePliR-Veranstaltungen von den Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie betroffen sind, konnte die Veranstaltung nicht wie ursprünglich geplant im CERES-Palais stattfinden, sondern wurde erstmals in den „virtuellen Raum“ verlegt, sodass Vortrag und Diskussion in einem etwas kleineren Rahmen in einer Videokonferenz stattgefunden haben.
In seinem Vortrag zeigte Pascal Siegers anhand von Daten der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS), wie sich der Einfluss von Aspekten christlicher Religiosität auf xenophobe Einstellungen und Kontakten zu Ausländer*innen von 1980 bis 2016 verändert hat. Waren in den 80er Jahren Kirchgänger*innen in Westdeutschland tendenziell skeptischer gegenüber Einwander*innen eingestellt als Kirchenferne, hat sich der Zusammenhang seitdem umgedreht. Heute ist der Kirchgang mit weniger fremdenfeindlichen Einstellungen verbunden. Auch der negative Effekt des Kirchgangs auf Kontakte zu Ausländer*innen ist mit der Zeit verschwunden. In den neuen Bundesländern zeigt sich ein ähnliches Bild, nur, dass Kirchgänger*innen dort zu Beginn der 1990er Jahre mehr Kontakte zu Ausländer*innen hatten als die Kirchenfernen.
In der anschließenden Diskussion wurden die Möglichkeiten und Grenzen der Operationalisierung von Religiosität durch in der Umfrageforschung gängige Variablen und die Rolle von kirchlichen Autoritäten bezüglich ihres Einflusses auf die Einstellungen der Mitglieder diskutiert. In Vortrag und Diskussion zeigten sich die Vorteile des interdisziplinär angelegten Kollegs. Nicht zuletzt bot die Veranstaltung auch für den Referenten die Möglichkeit, Feedback aus anderen als den üblichen disziplinären theoretischen und methodischen Kontexten zu erhalten.
Von der gelungenen Veranstaltung konnten somit sowohl der Referent als auch die Teilnehmenden etwas für ihre eigene Arbeit mitnehmen. Trotz der für uns ungewöhnlichen Bedingungen durch das virtuelle Setting kam eine angeregte Diskussion zustande, sodass dieses Format – sollten die derzeitigen Einschränkungen noch länger andauern – sicherlich eine Option für zukünftige Veranstaltungen ist.

Text: André Kastilan

Veranstaltung zum japanischen Shin-Buddhismus

14/11/2019

 
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Am 11. und 12. November bot sich dem Forschungskolleg bei einem Abendvortrag und einem Workshop in Münster die Gelegenheit, sich mit dem japanischen Shin-Buddhismus auseinanderzusetzen. Dazu konnte das Kolleg die Expertise von Marc Nottelmann-Feil einholen, der shin-buddhistischer Priester am Ekō-Haus der Japanischen Kultur e.V. im Düsseldorfer Stadtteil Niederkassel ist. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung vom Doktoranden des Kollegs Mathias Schneider.

In seinem Abendvortrag am 11. November zum Thema „Häresie des Mittelalters? Christlicher Buddhismus? Die hybriden Welten des japanischen Shin-Buddhismus“ eröffnete der Referent ein Fenster nach Japan, dem Heimatland der „Wahren Schule des Reinen Landes“, auf Japanisch Jōdo-Shinshū, die dort eine der größten und einflussreichsten buddhistischen Traditionen ist. Angefangen bei der westlichen Buddhismus-Rezeption, etwa durch Pioniere wie Eugène Burnouf, zeichnete Marc Nottelmann-Feil einen Überblick über die verschiedensten Facetten des Buddha-Bildes, das sich vom orientalistischen Zerrbild des Buddha als empirisch-rationalistischer Ethiker und Aufklärer über den übergöttlichen Buddha der Pāli-Suttas bis hin zum Bodhisattva-Ideal des Mahāyāna und schließlich zum Vertrauen auf  Buddha Amida im Shin-Buddhismus erstreckte.

Beim Workshop am darauffolgenden Tag konnten die Teilnehmenden mit dem Referenten theologische Aspekte des Shin-Buddhismus, aber auch die Voraussetzungen des shin-buddhistisch-christlichen Dialogs näher beleuchten. Anhand des Shoshinge, das von Shinran, dem Begründer der Jōdo-Shinshū, verfasst wurde und einer der wichtigsten liturgischen Hymnen des Shin-Buddhismus ist, wurden Grundfragen shin-buddhistischen Denkens, aber auch die Spannungen der jeweiligen Auslegungen zwischen japanischer und westlicher Buddhologie reflektiert. Bei allen theoretischen Diskussionen konnte Marc Nottelmann-Feil mit seiner Erfahrung als buddhistischer Geistlicher zugleich auch die praktischen Dimensionen gelebter Spiritualität nahebringen, beispielsweise bei der Textrezitation und Liturgie.

Der Shin-Buddhismus ist ein kleiner, aber wichtiger Teil des Gesamtgefüges religiöser Pluralität in Nordrhein-Westfalen. Das zeigt sich auch daran, dass es in der Landeshauptstadt Düsseldorf eine große japanische Community gibt, die mit dem Ekō-Haus eine spirituelle, kulturelle und soziale Anlaufstelle hat. Als solche erhält das Ekō-Haus auch Zulauf von westlichen Buddhisten. Der vom Referenten vermittelte Einblick in den Shin-Buddhismus half dabei, ein schärferes Bild vom in NRW ansässigen Buddhismus zu erhalten und bot so gleichzeitig auch die Gelegenheit, das Gesamtphänomen religiöser Pluralität in der Region besser zu erfassen.  

Text: Mathias Schneider

Workshop zu interkultureller Mediation

5/11/2019

 
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Um die Problemlagen und möglichen Konfliktfelder, die sich in multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften ergeben, auch aus einer praktischen Perspektive kennenzulernen, haben sich die RePliR-Doktorand*innen und weitere Teilnehmende mit dem Thema der Mediation – insbesondere der interkulturellen Mediation – im Rahmen eines Workshops auseinandergesetzt, der von der RePliR-Doktorandin Dilek A. Tepeli organisiert wurde. Von Mediatorin und Trainerin Sylke Hilbig wurden erste Einblicke in den Arbeitsbereich der Mediation vermittelt, welcher sich insbesondere mit den Entstehungsbedingungen von Konflikten, deren zwischenmenschlicher Dynamik und den persönlichen Einstellungen und Werthaltungen der Konfliktparteien befasst.
 
In einem ersten Schritt wurde aus diesem Grund in Gruppenarbeiten darüber diskutiert, was eigentlich ein Konflikt ist, welche Ausformungen und Spielarten dieser annehmen kann und was die Ursachen von Konflikten sein können. In einem zweiten Schritt lernten die Doktorand*innen die Rolle des*der Mediator*in in Konflikten näher kennen: es geht darum, die Konfliktparteien in ihrer Spurensuche nach den unbewussten, dem Konflikt psychodynamisch zugrundeliegenden Ursachen zu helfen, um zu verstehen, was genau den Konflikt bedingt und wie er gelöst werden kann. In einem dritten Schritt wurde den Teilnehmenden die fünf Phasen der Mediation vermittelt, im Rahmen derer eine langfristige Lösung des Konflikts durch die Konfliktparteien selbst angestrebt wird. Hierbei wurde betont, wie wichtig es im Mediationsprozess ist, von der Sachebene in tiefere Schichten des Konflikts (unerfüllte Bedürfnisse, Erfahrungen, Erwartungen, Werte etc.) durchzudringen. Ziel dieses Prozesses der Mediation ist eine „Win-Win-Situation“, die keinen Kompromiss meint, sondern einen Konsens zwischen den Parteien anstrebt. In der letzten Phase des Workshops wurde anhand fiktiver Beispiele die Durchführung einer Mediation erprobt, indem die Teilnehmenden übten, einen realistischen interkulturellen Konflikt zu bewältigen.
 
Insgesamt wurde der Workshop als hilfreich für die Erweiterung der eigenen wissenschaftlichen Sichtweise auf Konflikte angesehen und bildete dadurch die transdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis ab. Interkulturelle Mediation ist ein relevantes Arbeitsgebiet innerhalb des Feldes religiöser Pluralität. Indem sie zu gegenseitigem Verständnis unterschiedlicher Lebenswelten beiträgt, kann sie die friedliche Koexistenz verschiedener religiöser und säkularer Gruppen fördern.

Text: Dilek A. Tepeli

Bericht zur Konferenz „Migrantenselbstorganisationen und Engagement – Förderung von Teilhabe und ihre Barrieren“

28/10/2019

 
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Am 14. Oktober 2019 fand von 10 bis 17 Uhr im Glaspavillon der Universität Duisburg-Essen ein Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Fachpraxis und Migrantenselbstorganisationen (MSO) zur Bedeutung von deren Rollen und Bedarfen als zivilgesellschaftliche Akteure statt.  Die Veranstaltung wurde vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) in Kooperation mit der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) durchgeführt. Die RePliR-Doktorandin Anna Wiebke Klie war für die Konzeption der Veranstaltung verantwortlich und unterstützte bei ihrer Organisation.

Dem Programm entsprechend waren auch die einzelnen Beiträge thematisch sehr vielfältig. Durch die wissenschaftlichen Vorträge wurde in der Summe unterstrichen, dass die Pflege der Herkunftskultur sowie aufnahmelandbezogene, integrative Ausrichtungen in der Mehrzahl der MSO miteinander einhergehen und keine Ausschließungskriterien darstellen. Gleichwohl kritisierte der Journalist Eren Güvercin die Einflussnahme einer türkischen nationalistischen „Diaspora“-Politik, die bisherige Öffnungskurse in der muslimischen Verbändelandschaft unterminiere und innerhalb der Verbände für Interessenkonflikte und letztlich Abwendungen von jungen, sozial engagierten Menschen führe.

Konsens herrschte darüber, dass das in migrantischen Communities so wichtige informelle „stille“ Engagement, das viel „im Verborgenen“ stattfinde und daher empirisch schwer sichtbar zu machen sei, eine enorme Kraft darstelle. Inwieweit diese Ressource in aufnahmegesellschaftliche Strukturen, wie etwa der Gesundheitsversorgung, der Altenpflege oder der Betreuung demenziell Erkrankter, eingebunden werden könnte, blieb eine weitgehend unbeantwortete Frage. Als zentrale Herausforderungen wurden große Ängste, Schamgefühle, disparate kulturspezifische Umgangsformen mit Gesundheitsfragen sowie mangelhafte interkulturelle Öffnungsprozesse angeführt. Hier zeigt sich der weiterhin große Bedarf von Aufklärung sowie des Abbaus von Hemmschwellen.

Anhand der Wortbeiträge der aus der Politik eingeladenen Referent*innen wurde deutlich, dass hinsichtlich der Handhabung der finanziellen Förderung von MSO auf Landes- und Bundesebene unterschiedliche Logiken bestehen. Während in NRW jeder Verein mit MSO-Eigenschaften und integrativen Tätigkeiten – und damit auch MSO, die sich als Religionsgemeinschaften verstehen – gefördert werden können, verhält es sich auf Bundesebene anders. Hier wurden im Vergleich zwischen den Richtlinien von Bundesinnenministerium (BMI) bzw. dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bundesfamilienministerium unterschiedliche religionspolitische Haltungen deutlich. So sieht sich das BMI aufgrund der verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche lediglich dazu befugt, säkulare MSO zu fördern. Diesbezüglich zeigt sich das Bundesfamilienministerium hingegen offener und hat in den vergangenen Jahren u. a. auch DİTİB gefördert.

Viele Anwesende äußerten hinsichtlich der Nicht-Förderung religiöser MSO ihr Unverständnis, schließlich hätten viele religiöse MSO eine starke zivilgesellschaftliche Schlagseite, die Integrationsprozesse vorantreibe. Dieser Aspekt wurde auch auf der die Konferenz abschließenden Podiumsdiskussion nochmals aufgegriffen: Hier wurde auf die Existenz einer Schieflage verwiesen, da die beiden etablierten christlichen Kirchen bevorzugt würden. Die verfassungsmäßig vorgeschriebene Äquidistanz werde somit nicht eingelöst und eine Gleichstellung sei gerechtfertigt und anzustreben.

Insgesamt wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich, dass trotz eines anhaltenden Paradigmenwechsels und einer wohlwollenden Anerkennung der MSO seitens nicht-migrantischer Organisationen zukünftig noch mehr passieren müsse. Nach wie vor bestünden gegenseitige Vorbehalte und Verständigungsprobleme. Daher müsse verstärkt daran gearbeitet werden, sich näherzukommen und aufeinander zuzugehen. Die Mitwirkenden waren sich darüber einig, dass das Streben nach mehr Anerkennung und gegenseitigem Respekt eine Aufgabe aller beteiligten Akteure mit und ohne Zuwanderungshintergrund darstellt; zugleich wurde aber auch unterstrichen, dass es sich dabei um einen gesamtgesellschaftlich weiterhin aktiv voranzutreibenden Prozess handelt.

Text: Anna Wiebke Klie

Bericht zum Praxisworkshop: Jugend und religiös-kulturelle Identitäten: Türkeistämmige Jugendliche, heterogene Herkunftslandbezüge und ihre gesellschaftliche Teilhabe

15/7/2019

 

Am Donnerstag, den 11.7.2019 kamen 20 PraktikerInnen aus der Jugendarbeit in den Räumlichkeiten des IFAK e.V., dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe sowie Migrationsarbeit, zusammen, um sich mit Identität und Adoleszenz auseinanderzusetzen.

Angeleitet durch die RePliR-Doktorandinnen Dilek Tepeli und Martina Loth versetzten die Teilnehmenden sich zunächst gedanklich in ihre eigene Jugendzeit zurück: "Wie sah das bei mir mit Freundschaften so aus?"; "Zu welchen Gruppen wollte ich dazugehören, zu welchen nicht?". Dabei wurde deutlich, dass jede/r sich selbst mal als abweichend von einer Identitätsnorm wahrgenommen hat, mal als Person, mal als Mitglied einer kulturellen oder sozialen Gruppe. Durch das Zurückerinnern an eigene biographische Erfahrungen in der sensiblen Phase der Adoleszenz konnten die Teilnehmenden sich in die Situation ihrer Jugendlichen hineinfühlen und auf das Thema des Workshops einstimmen.

Danach rückten theoretische Konzepte in den Fokus: psychosoziale Folgen und kollektive Verletzungsverhältnisse am Beispiel der AlevitInnen und SunnitInnen in Deutschland. Die durch Unterdrückung geprägte Geschichte der AlevitInnen führt sich bis in die Gegenwart und bis in die Diaspora in Deutschland fort. Es kommt zu Ausgrenzung und Stigmatisierung, aber auch zu Gegenstigmatisierung. Der dadurch geprägte kollektive Habitus kann die Identität eines Individuums dabei bedeutend mitbestimmen.
 
Anhand von Interviewtranskripten aus den Forschungen der RePliR-Doktorandinnen schauten die PraktikerInnen sich dann an, wie Jugendliche im Alltag (Gruppen-)Grenzziehungen erleben und aktiv oder passiv Teil davon sind. Hierbei ging es neben AlevitInnen und SunnitInnen bspw. auch um innersunnitische Abgrenzungen aufgrund von "modern" und "traditionell", Abgrenzungsaspekte zwischen den Generationen sowie das Nicht-Thematisieren oder Schweigen seitens der Eltern bezüglich vulnerabler Themen wie eigene Verfolgungserfahrungen oder Zugehörigkeit zu einer ethnischen/religiösen Minderheit.

Das Feedback der PraktikerInnen zeigte, dass die Teilnehmenden ihre eigene praktische Arbeit vor dem Hintergrund der theoretischen Perspektive neu reflektieren und einordnen konnten und so mit neuen, für die Praxisarbeit relevanten Ideen zurück in ihre Arbeitsfelder gehen konnten. Auch wurde durch die theoretische Thematisierung von Identität und kollektiver Verletzung und Stigmatisierung deutlich, dass Grenzziehungspraktiken und Abweichungen Teil von Identität und Intergruppenbeziehungen sind.

Der Workshop kann als eine erfolgreiche Umsetzung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Praxis bewertet werden, indem in der sozialen Wirklichkeit gewonnene empirische Daten und deren Interpretation zu neuem theoretischen Wissen mittlerer Reichweite führen und dieses in die praktische Arbeit der Sozialarbeiter/innen wieder rückgebunden werden konnte.

Text: Dilek Tepeli und Martina Loth

RePliR-Klausurtagung: Praxisworkshop

10/7/2019

 
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Um eine besondere Form des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis ging es bei der dritten Klausurtagung des Forschungskollegs RePliR am 4. und 5. Juli im Haus Mariengrund in Münster. Die Doktoranden, PIs und Praxispartner begaben sich dort (unterstützt von einer natürlich-westfälisch ruhigen Atmosphäre) in Klausur, um an ihrem gemeinsamen Projekt, einem Praxishandbuch zur Regulierung religiöser Pluralität, zu arbeiten.

Grundlage der Tagung waren die im Vorfeld verfassten Handbuchbeiträge der Doktoranden, in denen sie aus der Sicht ihrer jeweiligen Dissertationsprojekte Perspektiven und Empfehlungen an die Praxis formuliert hatten. Diskutiert wurden die Beiträge dann in gemeinsamer Runde in der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis: Zum einen konnten die PIs den Doktoranden aus ihrer langjährigen akademischen Erfahrung konstruktive Hinweise geben, zum anderen konnten die Beiträge von den anwesenden Praxispartnern mit Hilfe ihrer wertvollen Expertise aus den jeweiligen Praxisbereichen begutachtet werden.

Inhaltlich decken die Handbuchartikel ein breites Spektrum praktisch relevanter Handlungsfelder ab: Themen sind die Frage nach Religion in Gesundheits- und Tendenz-betrieben, die Präsentation von Religion im medialen Feld der Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine, die Herausforderungen religiöser Pluralität in Politik und Verwaltung sowie im Bildungsbereich bis hin zur Religion in verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft wie etwa Migrantenselbstorganisationen oder im Feld des interreligiösen Dialogs.

Das Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit darf in Bälde erwartet werden: Zur Final Conference im Frühjahr nächsten Jahres soll das fertige Praxishandbuch vorliegen, in dem die vereinten Perspektiven von Wissenschaft und Praxis hoffentlich vielen Lesern Anregungen für ihre eigene Arbeit geben können.


Text: Mathias Schneider
Foto: André Kastilan

"Der christlich-islamische Dialog in Deutschland." Bericht zum Abendvortrag und zur Meisterklasse mit Gritt Klinkhammer

3/4/2019

 
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Der christlich-islamische Dialog von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Netzwerken stellt seit einigen Jahrzehnten einen besonderen Begegnungsraum dar und hat vor allem im Nachgang des 11. Septembers 2001 auch von politischer Seite ein großes Interesse erfahren.

Diesem Thema waren am 2. und 3. April 2019 ein öffentlicher Abendvortrag und eine Masterclass gewidmet, für die jeweils die Bremer Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Gritt Klinkhammer von David Rüschenschmidt eingeladen wurde. Gritt Klinkhammer befasst sich mit dem Thema des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland und untersucht aus religionswissenschaftlicher Perspektive dessen Dimensionen. Der Abendvortrag stand unter der Leitfrage: „Der christlich-islamische Dialog in Deutschland. Religionisierung von Integration, Politisierung von Religion oder einfach frommes Handeln?“ und fokussierte diese unterschiedlichen Dimensionen.

Zunächst stellte David Rüschenschmidt das Forschungskolleg RePliR vor und bot kurze Einblicke in die Vor- und Entstehungsgeschichte christlich-islamischer Dialoginitiativen in Deutschland, bevor Gritt Klinkhammer Erkenntnisse aus ihrer langjährigen religionswissenschaftlichen Forschung zum Thema präsentierte. Dabei ging sie auch auf Ziele der Dialoginitiativen ein. Zu diesen zählten häufig die Förderung friedlicher Koexistenz, Integration und gemeinsamer Werte. Dabei sei die Praxis des Dialogs bisweilen Selbstzweck und werde bereits als Realisierung der Ziele angesehen.

Anschließend ging Gritt Klinkhammer näher auf die individualbiographischen Hintergründe der Teilnehmenden ein, die jeweils durch generationale Erfahrungen vorgeprägt seien. Neben friedensethischen und politischen Motiven waren Dialogaktivitäten für muslimische Teilnehmende eine Gelegenheit, ihren Antifundamentalismus zu belegen. Im Anschluss an den Vortrag diskutierte das Plenum über den Zusammenhang von Dialog und Integration sowie über Zukunftsperspektiven des christlich-islamischen Dialogs.

Bei der Masterclass am Folgetag bot sich die Gelegenheit für die RePliR-Promovierenden, Gritt Klinkhammers Thesen und Forschungsergebnisse vertiefend zu diskutieren, vor allem in Bezug auf Grenzziehungen und Grenzverschiebungen, Integration und den Zugriff politischer Akteure auf den Dialog.


Text: David Rüschenschmidt

Religiöse Pluralität und vielfache religiöse Identitäten: RePliR auf der Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR) in Bern

21/6/2018

 
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Eine besondere Möglichkeit zur interdisziplinären Arbeit ergab sich für einige Doktorandinnen und Doktoranden des Forschungskollegs auf der 16. Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR), die vom 17.-21. Juni in Bern stattfand. Unter dem Titel „Multiple Religious Identities – Individuals, Communities, Traditions” fanden sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus einem internationalen Kontext zusammen, um ihre Forschungen zum übergeordneten Thema globaler und nationaler religiöser Pluralität zu präsentieren. Für die Kollegiaten und Kollegiatinnen von RePliR Linda Hennig, Martina Loth, Aysel Tepeli, Susanne Stentenbach-Petzold, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider sowie die Kollegskoordinatorin Sarah Jahn ergab sich so eine gute Gelegenheit, sich in einem internationalen Rahmen auszutauschen und eigene Arbeiten zum Thema religiöser Pluralität einzubringen.

Unter dem Titel „Regulating Religious Plurality” hatten Linda Hennig, Sarah Jahn, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider im Vorfeld der Tagung einen „Call for Papers“ gestartet, um Forschende aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen, die sich mit Regulierungsfragen beschäftigen. Aufgrund einiger vielversprechender Abstracts von Forschenden, die in verschiedenen regionalen bzw. nationalen Kontexten zum Umgang mit religiöser Pluralität arbeiten, konnte das Panel mit zwei Sitzungen an den Start gehen. Sarah Jahn übernahm die Leitung des Panels und stellte den angesichts der Größe der EASR-Tagung doch zahlreicher als erwartet erschienenen Zuhörenden zunächst das Forschungskolleg RePliR und mögliche Perspektiven auf die Frage der Regulierung vor.

In der ersten Sitzung beleuchtete zunächst Julia Martínez-Ariño (Universität Groningen, Niederlande) die Rolle religiöser Akteure in urbanen Kontexten des durch das politische Prinzip der Laizität geprägten Frankreich. Sie machte am Beispiel von lokalen „Councils“ in drei französischen Städten unter anderem deutlich, wie die religiösen Akteure zu Partnern der lokalen Governance werden. Hajer Ben Hadj Salem (Tunis University, Tunesien) richtete eine eher politikwissenschaftliche und historische Perspektive auf das Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften in den USA. Sie befragte jeweils auch das historisch geprägte Verständnis von Pluralität.

Den Abschluss der ersten Sitzung bildete der Vortrag der RePliR-Doktorandin Linda Hennig, die sich mit dem Umgang mit Religiosität, religiöser Zugehörigkeit und daraus ergebenden Zuschreibungsprozessen in Ausbildungs- und Arbeitsorganisationen auseinandersetzte. Insgesamt zeigte sich bereits im ersten Panel, dass Regulierung ein sehr weites Feld darstellt und die begrifflichen Konzeptionen stark voneinander abweichen können. An den empirischen Beispielen wurden die Möglichkeiten produktiver Kooperation deutlich, die sich zwischen Akteuren vor allem auf lokaler oder organisationsinterner Ebene ergeben.

Die zweite Sitzung wurde mit dem Vortrag des RePliR-Doktoranden Mathias Schneider eröffnet, der das regulative Potential des religiösen Dialogs am Beispiel des japanischen Zen-Buddhisten D.T. Suzuki thematisierte. Er legte dar, wie theologische Interpretationen des religiös Anderen entstehen und welche Wirkung sie entfalten, etwa die wechselseitige Transformation.

Anschließend ging RePliR-Doktorand David Rüschenschmidt der Frage nach, inwieweit der christlich-muslimische Dialog als Form der Regulierung verstanden werden kann. Er setzte historische Beispiele wie christliche Missionsaktivitäten oder eine christlich-muslimische Friedensinitiative mit theoretischen Überlegungen zu Regulierung ins Verhältnis. Den Abschluss des Panels bildete der Vortrag von Tomas Axelson (Dalarna University, Schweden) über interreligiöse „Councils“ in Schweden. Erneut wurden die Potentiale der Kooperation in einem lokalen Setting hervorgehoben, aber auch die Herausforderungen, die schon allein in der Entscheidung bestehen, welche Akteure in die Zusammenarbeit einbezogen werden und welche nicht. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es eine besondere Herausforderung darstellt, die Perspektive der Regulierung auf konkrete empirische Forschungsarbeiten zu richten.

Auch die Doktorandinnen Martina Loth und Aysel Tepeli brachten sich mit ihren Dissertationsthemen auf der Konferenz ein, und zwar im Panel „Prayer, Pop and Politics. Researching post-migrant religious youth culture“, das von Astrid Mattes (Universität Wien) organisiert wurde. Die übergreifende Frage des Panels richtete sich an das religiöse Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und wie diese Religion als Ressource für gesellschaftliches Engagement und Teilhabe nutzen. Gleichzeitig wurde ein intersektionales Verständnis von Zugehörigkeit zugrunde gelegt, dass die vielschichtigen Mehrfachzugehörigkeiten der Jugend berücksichtigt und auch soziale Ungleichheiten in den Blick nimmt. Die interdisziplinären Forscher und Forscherinnen stellten eigene Projekte zu (überwiegend muslimischen) Jugendlichen und die Bedeutung von Religion in ihrem Alltag vor. Giulia Evolvi zeigte anhand ihres Projekts „#NoussommesUnis. Example of digital engagement of young Muslims“ beispielsweise auf, wie junge Muslime und Musliminnen in Frankreich durch digitales Engagement die Stigmatisierung von Muslimen als Terroristen abzubauen versuchten. Die Kollegiatinnen Martina Loth und Aysel Tepeli, die sich mit der konfessionellen Binnendifferenzierung von Muslimen befassen, diskutierten die interne Pluralität alevitischer Identität und zeigten am empirischen Material auf, dass Religionszugehörigkeiten auch nicht-religiöse Selbstverständnisse umfassen können und auf welch unterschiedliche Weise Religion in der Identitätskonstruktion erfahren werden kann. So stellt die plurale alevitische Identität in ihrer Binnendifferenzierung die Frage nach religiösem Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Frage, da auch nicht religiöse Aleviten und Alevitinnen sich engagieren, ohne sich deshalb als religiös verstehen zu müssen.

Die vielen verschiedenen Impulse der Tagung waren für die Doktorandinnen und Doktoranden eine sehr gewinnbringende Erfahrung. Nicht nur die aktive Teilnahme an der Tagung, sondern auch das Zusammensein vor der Kulisse Berns trugen zu einer schönen gemeinsamen Reise bei, die den Zusammenhalt der Kollegiatinnen und Kollegiaten untereinander stärkte.

Text: Linda Hennig, Mathias Schneider, Aysel Tepeli

Bericht zum Abendvortrag und zur Meisterklasse mit Ulrike Popp-Baier

30/5/2018

 
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Die Religionspsychologin Ulrike Popp-Baier (Universität Amsterdam) war am 29. und 30. Mai zu Gast im Forschungskolleg RePliR.Sie folgte der Einladung von Aysel Tepeli.

Der Abendvortrag zum Thema "Religion und was sonst noch zählt. Psychologische Studien zu moralischen Imaginationen und religiösen Pluralismen bei jungen Erwachsenen in den Niederlanden" befasste sich aus religionspsychologischer Perspektive mit Fragen moralischer Orientierungen von jungen Menschen unterschiedlichster Religionszugehörigkeit. In dem Vortrag stellte Ulrike Popp-Baier erste vorläufige Befunde ihrer Analyse von 31 narrativen Interviews vor. Im Anschluss an den Vortrag diskutierte das Plenum intensiv über Fragen religiöser und nicht religiöser Orientierungen, sowie über diese hinausgehende, geteilte moralische Orientierungen der jungen Erwachsenen.

Für die Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierenden der Religionswissenschaft und Sozial- und Kulturpsychologie war die Veranstaltung aus methodischer und inhaltlicher Perspektive besonders wertvoll und interessant, da die Ergebnisse der Studie insbesondere auch die Gemeinsamkeiten zwischen den jungen Erwachsenen herausstellt.

Am darauf folgenden Tag hatten die Doktorand*innen des Kollegs die Möglichkeit gemeinsam mit Ulrike Popp-Baier Material zu analysieren. Dabei wurde ein Ausschnitt eines narrativen Interviews aus dem Projekt von Aysel Tepeli in der Gruppe analysiert. Insgesamt wurden die Veranstaltung und der Vortrag im Hinblick auf das Oberthema des Kollegs als eine bereichernde Perspektive wahrgenommen, die daran erinnert, den Blick im Rahmen von Diversität und Pluralität auch auf das Verbindende zwischen Menschen zu richten.

Bericht zum Abendvortrag “Doing Common Things from Specific Places. Using Deweyan Pragmatism for Analysing Social Participation of European Muslims” mit Anne-Sophie Lamine

12/2/2018

 
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Wie sich die gesellschaftliche Teilhabe von Muslimen in Europa erforschen lässt, war die zentrale Frage des Abendvortrages vom 6. Februar 2018, der von Linda Hennig vom Forschungskolleg RePliR organisiert wurde. Prof. Dr. Dr. Anne-Sophie Lamine von der Universität Straßburg stellte hierzu Ihren pragmatistischen Forschungsansatz vor.

Die Soziologin stellte zunächst die Denkschule des amerikanischen Pragmatismus mit seinen Hauptvertretern Charles Sanders Peirce, William James, George Herbert Mead und John Dewey vor. Anschließend skizzierte sie ihren eigenen am Pragmatismus angelehnten Ansatz einer Sozio-Anthropologie des Glaubens, von Werten und Idealen sowie des Gemeinwohls, bei dem sie sich hauptsächlich auf John Dewey stützt. Dabei würden sie weniger die religionsbezogenen Schriften des äußerst schreibproduktiven Pragmatisten inspirieren, sondern vielmehr Schriften wie „Kunst als Erfahrung“ oder „The Public and its Problems“. Prof. Lamine machte in ihrem Vortrag deutlich, dass soziologisch-empirische Forschung durch den Bezug auf den pragmatistischen Klassiker an Erkenntnissen gewinnen kann.

In der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber auch in wissenschaftlichen Diskursen, so gab Prof. Lamine zu bedenken, würden die Handlungen von Akteuren mit einer von der Mehrheit abweichenden (religiösen oder ethischen) Identität häufig unter der Prämisse interpretiert werden, dass damit spezifische, d.h. aus der spezifischen Zugehörigkeit resultierende Interessen verfolgt werden. Entsprechend dem Prinzip „ideology implies action“ würden etwa Musliminnen, die an französischen Stränden einen Burkini tragen, nicht als Badegäste, so wie andere Strandbesucher auch, sondern als Vertreterinnen des politischen Islams wahrgenommen werden.

Dagegen würde sich mit pragmatistischen Ansätzen das gemeinwohlorientierte Handeln solcher Akteure analysieren lassen. Prof. Lamine beschrieb ihre am Pragmatismus angelehnte Methode, die sich an der Handlungspraxis orientiert, die Relevanz des Kontexts sowie die Temporalität von Handlung einbezieht und das Normative als etwas Soziales betrachtet. Die Forscherin stellte dazu ihre Untersuchung zum muslimischen Onlinemedium „Saphirnews“ vor, welches eben keine Plattform von einer Minderheit für eine Minderheit darstelle, sondern sich an professionsspezifischen, d.h. journalistischen, Standards orientiere und als Medium wie jedes andere, wenn auch von einem spezifischen Ort aus, mit der Berichterstattung einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten wolle. Neben dem Bereitstellen von Informationen bestünde das Anliegen der Journalist_innen auch darin, zu einer „Normalisierung“ von Diskursen über Muslime beizutragen.

Die Doktorand_innen des Forschungskollegs RePliR erhielten durch den Vortrag einige Impulse für ihre eigene Forschungsarbeit, in der sie immer wieder feststellen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluss der Religion auf das alltägliche Handeln bei Angehörigen von Minderheitenreligionen häufig überschätzt wird, ganz im Sinne des von der Referentin aufgezeigten Prinzips „ideology implies action“. Da sich die in den Forschungsprojekten untersuchten Gläubigen häufig zu Integrationserfordernissen oder zu Stigmatisierungen ins Verhältnis setzen müssen, wird der Blick auf den Glauben als umfassendes sozio-anthropologisches Phänomen, entsprech-end dem Ansatz von Prof. Lamine, häufig erschwert. Die von der Referentin charakter-isierten Erfahrungsdimensionen religiöser Praxis – das Streben nach Idealen, das Praktizieren von Selbst-Disziplin und die Erfahrung von Gemeinschaft – können daher den wissen-schaftlichen Blick auf Religiosität schärfen.

In der abschließenden Diskussion wurde aber auch deutlich wie unterschiedlich das Begriffsverständnis, etwa von Differenzierung und Entdifferenzierung, von der einen zur anderen Seite des Rheins sein kann.

Text: Linda Hennig
Foto: Sarah Jahn

Bericht zur Buchvorstellung "Governance of Diversity"

11/12/2017

 
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Die Frage, welche Strategien dem säkularen Verfassungsstaat im Umgang mit der zunehmenden kulturellen und religiösen Pluralität zur Verfügung stehen und welche Teile der Religionsverfassung in einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind, stand im Mittelpunkt einer Buchvorstellung, die das Centrum für Religion und Moderne (CRM) am 14. November 2017 veranstaltet hat.

Anlass war die Neuerscheinung des Buches "Governance of Diversity" des Juristen Prof. Dr. Folke Gunnar Schuppert in der Schriftenreihe "Religion und Moderne", die im Auftrag des CRM beim Campus Verlag erscheint. Neben dem Autor kamen der Jurist Prof. Dr. Hinnerk Wißmann (Westfälische Wilhelms-Universität), der Politikwissenschaftler PD Dr. Oliver Hidalgo (Universität Regensburg) und die Sozialwissenschaftlerin Dr. Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung Gütersloh) mit Kommentaren zu Wort.

Nachdem der Autor in seinem Eingangsstatement vornehmlich skizziert hatte, über welche Lebensstationen er dazu gekommen war, die kulturelle und religiöse Diversität säkularer Gesellschaften durch die „Governance-Brille“ zu betrachten, war es Aufgabe der Kommentatoren, dem Publikum das Buch und seinen Inhalt vorzustellen und es kritisch zu würdigen. Hinnerk Wißmann lobte zunächst grundsätzlich das Lebenswerk seines Fachkollegen Schuppert, der immer wieder mit viel „Unerschrockenheit“ neue Denkansätze aus anderen Disziplinen in die Rechtswissenschaft eingebracht habe. So auch im vorliegenden Fall, in dem er sehr verschiedene Phänomene religiöser und kultureller Pluralität unter dem Dach des Governance-Konzeptes analytisch zusammenbringe und reflektiere. Gleichwohl berge eine solche „Weitwinkelperspektive“, so Wißmann, die Gefahr, die Komplexität einzelner Zusammenhänge zu übersehen, beziehungsweise bestimmte Aspekte durch normative Setzungen über- oder unterzubewerten. Das Werk habe dadurch - unterstützt durch die kompositorische Arbeitsweise des Autors - eine „immanente Tendenz zur herrschenden Meinung“.

Oliver Hidalgo attestierte dem Buch einen gut lesbaren Überblickscharakter und lobte seine kohärente Gesamtperspektive. Zugleich warf er ein, dass an einigen Stellen nicht deutlich genug gemacht werde, was genau Schuppert eigentlich unter seinem Governance-Konzept verstehe und was das Spezifische seiner Perspektive auf die einzelnen im Werk beleuchteten Phänomene sei. Yasemin El-Menouar lenkte in ihrem Kommentar den Blick auf mögliche Lösungen für aktuelle Probleme. Dabei beanstandete sie die dem Buch tendenziell zugrundeliegende Konflikt-Perspektive. Zudem lese sich die Koexistenz-Ordnung wie eine Absage daran, etwas Gemeinsames gemein zu haben. Konfliktlinien existierten zweifelsohne, aber sie verliefen eher zwischen dem religiösen und areligiösen Bereich, weniger innerhalb des religiösen Spektrums. Zu bedenken sei ferner, dass der Versuch, Konfliktlinien, die gar nicht integriert werden wollten, in Aushandlungsprozesse zusammenzuführen, scheitern müssten. Ein ganz wichtiges Instrumentarium für die Überbrückung religiöser Differenzen sei der interreligiöse Dialog, so El-Menouar.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde unter anderem hinterfragt, inwieweit der mittlerweile omnipräsente und inflationär genutzte „Catch-all“-Begriff der Governance überhaupt (noch) als Instrument für detaillierte Analysen tauge. Herr Schuppert bezeichnete diesbezüglich geäußerte Bedenken als berechtigt, betonte aber die zentrale Dimension der „Regelungsstrukturen“ als klaren methodischen Zugriff. Zudem entkräftete er den häufiger an die Governance-Forschung herangetragenen Vorwurf, Machtfaktoren auszublenden und stellte heraus, dass die Bewältigung bestimmter Problemlagen vermittels kollektiver Regelungen immer in Konflikt- und Machtkontexte eingebettet sei. Einig waren sich Autor, Kommentatoren und Publikum am Ende, dass das Werk ein geeigneter Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zum komplexen Verhältnis von Governance und kultureller und religiöser Pluralität sein könne. Bedauert wurde daher abschließend, dass Herr Schuppert eingangs angekündigt hatte, dass das Werk sein nunmehr letztes zur Governance-Thematik sein solle.


Text: Anna Klie

Bericht zur Tagung „Religion findet Stadt“, in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“

7/11/2017

 
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Die Wolfsburg als Katholische Akademie, das Bistum Essen und die Georges-Anawati-Stiftung haben Akteur_innen aus Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kommunalpolitik sowie aus Schulen und verschiedenen religiösen Gemeinden zu einem anregenden Austausch über Kirchen, Religionsgemeinschaften und religiöse Gemeinden als zivilgesellschaftliche Akteure auf kommunaler Ebene eingeladen.

Nach den einleitenden Worten von Holger Nollmann, einem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, ging das Wort an den Erziehungswissenschaftler Prof. Volker Ladenthin, der ganz grundlegend über die unausweichliche und wünschenswerte Verbindung von Religion und Gesellschaft reflektierte. Religion sei aus der Gesellschaft nicht wegzudenken, so die Kernthese, denn jeder wirke mit seinen Glaubensüberzeugungen, seien sie religiös oder nicht-religiös, in die Gesellschaft hinein. Gleichzeitig wurde die Verbindung als eine historisch gewachsene beschrieben, die bis in die feinen Verästelungen der Sprache fortbestehe. Entsprechend dem Böckenförde-Theorem verwies Ladenthin auf die metaphysischen Grundvoraussetzungen des Staates, nämlich dass Bürger sittlich und gemeinwohlorientiert handeln. Ob der Beitrag für die Zivilgesellschaft auf religiösen oder humanistischen Wertgrundlagen beruht, ist letztlich im jeweiligen individuellen Bildungsprozess angelegt. Damit wurde die Grundlage für die Kooperation verschiedenster religiöser und nicht-religiöser Akteure noch einmal aus wissenschaftstheoretischer Perspektive unterstrichen.

Nach dem Fachvortrag kamen Vertreter_innen aus der Praxis, u.a. aus Kommunalen Integrationszentren, Jugendämtern, Schulen, sozialpastoralen Zentren und religiösen Gemeinden umliegender Städte zu Wort. Die besondere Sitzordnung der Tagungsteilnehmenden (Fishbowl) gab den innen sitzenden Praxisvertreter_innen zunächst die Möglichkeit, sich mit konkreten Arbeitskontexten zu beschäftigen, in denen Religion eine Rolle spielt, und sich darüber auszutauschen, wo Herausforderungen, aber auch Chancen in der Thematisierung von Religion in den jeweiligen Einrichtungen liegen. Die spannenden Erfahrungsberichte luden zugleich Teilnehmende aus dem „äußeren“ Kreis ein, mitzudiskutieren. Besonders aufschlussreich für den RePliR-Kontext waren die in der Diskussion immer wieder betonte Bedeutsamkeit von Religion auch im Angesicht des Neutralitätsgebotes vieler Einrichtungen sowie die von einzelnen Vertreter_innen religiöser Gemeinden formulierten besonderen Herausforderungen im Arbeitsalltag (z.B. Diskriminierungserfahrungen der jüdischen Gemeinde, personelle Ressourcenknappheit in der muslimischen Gemeinde).

Im Anschluss an das Mittagessen stellte Tobias Meier vom Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) der katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin einen dem Plenum bisher überwiegend unbekannten Ansatz vor. Er gewährte den Tagungsteilnehmenden Einblicke in das Konzept von Community Organizing sowie in konkrete Praxisbeispiele. Konzeptuell auf US-amerikanische Ansätzen der Gemeinwesenarbeit aus den späten 1930er Jahren rekurrierend zielt der Ansatz darauf, Bedürfnisse von BewohnerInnen eines Stadtteils oder Quartiers zu identifizieren, Lösungsansätze zu recherchieren und unter breiter Bürgerbeteiligung und Einbeziehung politischer Entscheidungsträger zu realisieren. Die grundlegende Idee ist jene, das zivilgesellschaftliche Gestaltungspotential von Bürger_innen zu bündeln und Realisierungsmöglichkeiten zu schaffen. Die von Meier begleitete Bürgerplattform „Stark! Im Kölner Norden“, die sich 2015 unter Beteiligung von Vereinen, kleineren Bürgerinitiativen und Kirchengemeinden konstituiert hatte, stand im Mittelpunkt seiner Präsentation. Unter den teilnehmenden Akteur_innen finden sich u.a. die evangelischen Kirchengemeinden Ehrenfeld und Bickendorf, die katholische Gemeinde BiOs (Bickendorf-Ossendorf), DITIB Chorweiler, der alevitische Kulturverein sowie das Kolpingwerk.

Auf Skepsis stieß bei den Zuhörenden unter anderem die Spendenfinanzierung durch Großunternehmen wie Remondis und eine daraus resultierende Anfälligkeit für Einflussnahmen aus der Wirtschaft, sowie etwaige Konkurrenzverhältnisse mit herkömmlichen Formen lokalpolitischen Engagements. Befürwortende Stimmen aus dem Publikum betonten einerseits die bereits gemachten positiven Erfahrungen mit diesem oder ähnlichen Ansätzen sowie die festgestellte Diskrepanz zwischen dem aus Kapazitätsgründen begrenzten ehrenamtlichen politischen Engagement einerseits und den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürger_innen andererseits, der das Community Organizing Abhilfe verschaffen könnte.

Nach der Kaffeepause folgte der letzte Beitrag des Tages, der unter dem Titel „Religionen finden Stadt“ mit einem Vortrag der Koordinatorin des Fortschrittkollegs, Frau Dr. Sarah Jahn, zu konkreten Perspektiven für Nordrhein-Westfalen begann. Am empirischen Bestand wurde deutlich gemacht, dass die religiöse Diversität sich vor allem im Ruhrgebiet und Rheinland in den Großstädten „ballt“, während umliegende Kreise durchaus durch die römisch-katholische Kirche oder in einigen Kreisen auch durch die evangelischen Landeskirchen dominiert werden. Die Funktionen und den Beitrag von Religionsgemeinschaften als zivilgesellschaftliche Akteure erläuterte Sarah Jahn an den Beispielen der Moscheegemeinden, der syrisch-orthodoxen Kirche sowie der Mennoniten. Anhand der Potentialbeschreibung der drei sehr unterschiedlichen Akteure wurde deutlich, wie unterschiedlich Religionsgemeinschaften in die Stadtgesellschaft wirken können und welchen Eigendynamiken sie unterliegen. Hierdurch ist klar erkennbar, dass zivilgesellschaftliche Potentiale nur begrenzt steuerbar sind und es keine zentrale Stellschraube gibt um die zivilgesellschaftlichen Potentiale zu steuern. Vielmehr ist die Frage zu stellen, ob sich zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt steuern lässt und ob es sich auch steuern lassen sollte.

Zu den Voraussetzungen und Herausforderungen für Religionen in der Stadt stellte Sarah Jahn Ergebnisse ihres Forschungsprojektes in der Kommunalverwaltung der Stadt Bochum vor. Hierzu befragte sie Kommunalmitarbeitende zu der Rolle von Religion. Interessanterweise variierte das Spektrum der Ansichten dazu erheblich. Während es einerseits die Überzeugung gab, dass die Religionsausübung als Privatangelegenheit das rechtsstaatliche Handeln in keinster Weise berühren sollte, wurde andererseits die hohe Bedeutung von Religion betont und gleichzeitig bemängelt, dass trotz der tagtäglichen Präsenz verschiedener Kulturen und Religionen im Arbeitsalltag es unter den Mitarbeitenden kaum Wissen dazu gäbe.

Anschließend stellten vier Doktorandinnen des Fortschrittkollegs Ergebnisse ihrer Forschungen vor. In ihrem Beitrag zu „(Un-) Sichtbarkeiten von Religion“ stellte die Sozialanthropologin Natalie Gies-Powroznik ihr Forschungsprojekt in einer kommunalen Familienunterkunft für Geflüchtete vor, indem sie sich mit der Frage beschäftigt, ob Religion eine Rolle in der Institution für die Geflüchteten oder ihre Mitmenschen spielt und welche Aushandlungsprozesse konkret zu identifizieren sind. Dabei untersucht sie anhand ihres empirischen Materials unterschiedliche Akteursperspektiven, um diese zu kontrastieren was am Fallbeispiel religiöser „Reinheit“ im Vortrag illustriert wurde. Die Vielschichtigkeit der Phänomene zeigte, dass jene nicht ohne weiteres religiös oder säkular begründbar sind, sondern vielmehr einen spezifischen Platz und Gewichtung im „Bedeutungsgewebe“ eines jeden Menschen innehaben.

Die Religionssoziologin Martina Loth, die zu der religiösen Identität von jugendlichen Alevit_innen und Sunnit_innen forscht, machte anhand eines Beispiels aus dem Schulkontext auf folgende Beobachtung aufmerksam: Bestimmte durch Autoritätspersonen wie Pädagog_innen geäußerte Erwartungshaltungen und Zuschreibungen hinsichtlich der religiösen Identität können die Identität der Schüler_innen auf die eines vermeintlichen Experten ihrer Religion reduzieren. Dadurch besteht unter anderem die Gefahr, dass für etwaige andere „Identitäten“ und Zugehörigkeiten zu wenig Raum bleibt.

Daran schloss die Soziologin Linda Hennig an, die zum Thema Lebensführung im Spannungsfeld von muslimischer Religiosität und Berufstätigkeit forscht. In dem von ihr geschilderten Beispiel wurde deutlich, dass es einer komplexen Auseinandersetzung mit den Thematiken sowie einer umfassenden Reflexion der eigenen Rolle bedarf, um im Arbeitskontext souverän mit den auch hier erfolgenden Experten-Zuschreibungen umzugehen. Es ist demnach keinesfalls selbstverständlich, eine Strategie zu entwickeln, die die entsprechenden Erwartungshaltungen nicht bedient.

Schließlich gab die Religionswissenschaftlerin Susanne Stentenbach-Petzold einen Einblick in ihre Forschung zu religiöser Pluralität in der organisierten Altenpflege, die bisher im Tagungsverlauf noch keine Rolle gespielt hatte. Die Altenpflege in Nordrhein-Westfalen, die neben den konfessionsungebundenen Trägern überwiegend durch kirchliche, einige wenige jüdische und bisher noch keine muslimischen Träger erfolgt, hat mit einer religiös immer diverser werdenden Bewohnerschaft zutun. Einen Umgang damit zu finden, stellt eine große Herausforderung dar.

Für die RePliR-Doktorand_innen ermöglichte die Tagung einen interessanten Einblick in verschiedene Praxisfelder, in denen Religion tagtäglich „Stadt“ findet.

Text: Natalie Gies-Powroznik, Linda Hennig, Martina Loth, David Rüschenschmidt, Susanne Stentenbach-Petzold

RePliR Doktoranden tragen auf internationaler Veranstaltung zum Alevitentum vor

21/10/2017

 

In gemeinsamer Kooperation des Alevitischen Bildungswerks „Șah İbrahim Veli“ e.V. zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten, den Städten Weingarten und Ravensburg sowie den Universitäten Hamburg, Heidelberg, Bayreuth und der Katholischen Erwachsenen­ Bildung des Kreis Ravensburg e.V wurde das erste internationale Symposium zum Alevitentum an der PH Weingarten organisiert und durchgeführt ( vgl. Pressetext).

Im Rahmen dessen erhielten ausgewählte Doktorand*innen am Vortag des Symposiums die Möglichkeit in einem interdisziplinären Kolloquium, geleitet von den renommierten Alevi-Forschern PD Dr. Markus Dressler (Universität Leipzig) und PD Dr. Robert Langer (OI Istanbul), ihre Arbeiten vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.

Die RePliR Doktorandinnen Martina Loth und Aysel Tepeli beteiligten sich mit der Vorstellung ihrer eigenen Arbeiten zum Alevitentum und besuchten das am Folgetag stattfindende Symposium, um sich mit internationalen Forscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen über ihre Arbeiten zum Alevitentum austauschen und vernetzen zu können.

Die Kosten für die Übernachtung und Verpflegung der Doktorand*innen wurden vom alevitischen Bildungswerk übernommen. Da alle Beteiligten das Kolloquium und insbesondere die interdisziplinäre Zusammensetzung der Teilnehmer*innen als Bereicherung ansahen, wird es am 21.06.2018 mit Unterstützung des alevitischen Bildungswerks zum zweiten Mal stattfinden.

Text: Aysel Tepeli, Martina Loth


Exkursion der RePliR-Doktoranden nach Duisburg

9/4/2017

 
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Nach der intensiven Klausurtagung mit den PIs und Praxispartnern bot sich uns auf der zweitägigen Exkursion vom 08. bis 09. April die Gelegenheit sowohl zur internen Reflexion und Koordination, zum Austausch mit einem Praxispartner des Kollegs wie auch zur Erkundung der Moschee und Begegnungsstätte in Duisburg-Marxloh.

Die „Wolfsburg“, eine katholische Akademie am Rande des Duisburger Stadtwalds, war von uns als Ausflugsdomizil gewählt worden. Nach der Ankunft und der internen Programmbesprechung durften wir Dr. Detlef Schneider-Stengel, als Diözesanreferent des Bistums Essen einer der Praxispartner des Fortschrittskollegs, bei uns empfangen. Nach dem Studium der katholischen Theologie und Philosophie wurde dieser mit einer Arbeit über „Christentum und Postmoderne“ an der Universität Bochum zum Dr. phil. promoviert und ist Referent für den Interreligiösen Dialog im Ruhrbistum. Er berichtete ausführlich von den vielfältigen und facettenreichen Tätigkeiten des „Arbeitskreises Interreligiöser Dialog“ der Diözese und über Modi des Umgangs mit religiöser Pluralität und Vielfalt, bevor sich die Gelegenheit zum offenen Gespräch und zur Diskussion ergab.

Es entsponn sich sodann unter uns Doktoranden ein intensiver Austausch, der bis in den Abend hinein dauern sollte und sich vornehmlich unsere Promotionsprojekten widmete, wobei die unterschiedlichen Perspektiven sowohl reflexive Momente als auch konstruktive Impulse bereithielten.

Tags darauf besuchten wir die Merkez-Moschee und die daran angeschlossene Begegnungsstätte in Duisburg-Marxloh. Die Sozialpädagogin Hülya Ceylan führte uns durch das beeindruckend gestaltete Gotteshaus, das ein Zentrum des muslimischen Lebens in der Stadt darstellt. Die Moschee wurde unter Einbezug von Politik und christlichen Nachbargemeinden geplant und 2008 im Beisein von Vertretern der Kirchen und der Politik feierlich eröffnet. Frau Ceylan berichtete von ihrer alltäglichen Arbeit in der Moschee, der Begegnungsstätte und im Rahmen des Projektes „ALMAN“, das Möglichkeiten für Primärerfahrungen mit Muslimen und Migration eröffnen soll.

Neben dem interdisziplinären und konstruktiven Austausch unter uns Doktoranden waren es insbesondere die Eindrücke aus der Praxis des Umgangs mit religiöser Diversität, die in Orientierungs- und Hintergrundwissen hinsichtlich unserer Promotionsprojekte einfließen konnten.

Text: Mathias Schneider, David Rüschenschmidt

Feierliche Eröffnung des Fortschrittkollegs RePliR - Aus Sicht der Doktoranden

1/12/2016

 
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Interner Auftakt
Hochmotiviert und voller Vorfreude fanden wir neuen Doktoranden [1] uns am Nachmittag des 1.12. zur internen Eröffnung des Fortschrittkollegs „Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region“ (RePliR) in den Räumlichkeiten des CERES ein und hatten die Möglichkeit die geladenen Wissenschaftler, aber zunächst auch uns untereinander kennenzulernen. Durch unsere vielfältigen akademischen Hintergründe von Religions-, Sozial-, Kultur-, Literatur- und Politikwissenschaft über Journalismus, Geschichte und evangelischer Theologie, entstanden spannende erste Diskussionen hinsichtlich der im Kolleg behandelten Thematik.

Nach der feierlichen Eröffnung und Begrüßung durch die Sprecher und die Koordinatorin des Kollegs, gaben Prof. Dr. Volkhard Krech und Prof. Dr. Ulrich Willems einführende Impulsvorträge zum Oberthema „Religiöser Pluralität und ihre Regulierung in der Region“. In der darauffolgenden Keynote Speech legte Prof. Dr. Lene Kühle Aspekte der Terminologie von religiöser Diversität dar und thematisierte die Bedeutung der facettenreichen möglichen Fragestellungen für die empirische Arbeit im Feld. Dr. Anna Körs, Vizedirektorin der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg, gab einen umfassenden Einblick in die Besonderheiten des Stadtstaats Hamburg, hinsichtlich seiner Staatsverträge mit religiösen Gemeinschaften.

Bei Prof. Dr. Riem Spielhaus von der Universität Göttingen standen die Abkommen islamischer Organisationen und religiöse Praktiken in Deutschland im Mittelpunkt. Damit verbundene rechtliche Herausforderungen, wie beispielsweise die Umsetzung muslimischer Bestattungen, legte sie ebenfalls dar.

Festakt im Kunstmuseum
Eingestimmt in das Thema machten wir Doktoranden, unsere Betreuer, die geladenen Gäste sowie zahlreiche Freunde und Familienangehörige sich am Abend auf den Weg in das Kunstmuseum Bochum. Um 19:00 Uhr begann hier der Festakt zur Eröffnung von RePliR. Prof. Dr. Krech sprach seinen Dank gegenüber dem Wissenschaftsministerium aus, welches das Projekt bis zum Jahr 2020 mit rund 2,1 Millionen Euro fördert.

Weiterhin betonte er seine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit allen Kooperations- und Praxispartnern und stellte das Kolleg und die Themen kurz dar. In den anschließenden Grußworten von Prof. Dr. Axel Schölmerich, Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie Bochums Bürgermeisterin Erika Stahl, wurde die gesellschaftliche Bedeutung und die Relevanz des angestrebten Wissenstransfers des Kollegs unterstrichen. Durch die lobenden Worte von Thorsten Menne, der in Vertretung von Ministerin Schulze angereist ist, über den Innovationscharakter des Kollegformats wurde uns Nachwuchswissenschaftlern deutlich, wie viel Arbeit im Vorfeld geleistet worden war. Im Anschluss an den kurzen Fachvortrag von Staatssekretär Klute diskutierte dieser mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen über Herausforderungen der wachsenden religiösen Vielfalt in Deutschland und Westeuropa. Der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der WWU, legte dabei Zusammenhänge zwischen Religion und Integration dar. Der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hinnerk Wissmann vom Exzellenzcluster sprach über Fragen des Religionsverfassungsrechts, auch am Beispiel der Integration des Islams. Die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Thomaß sprach über Religionsvielfalt in den Medien, insbesondere mit Blick auf Programme, Redaktionen und Rundfunkräte. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas K. Bauer, Vorsitzender des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), stellte Ergebnisse des jüngsten SVR-Jahresgutachtens vor, das den Titel trägt „Viele Götter, ein Staat: Religiöse Vielfalt und Teilhabe im Einwanderungsland“ (vgl.: www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2016/dez/News_Eroeffnung_Fortschrittskolleg.html). Die Eröffnung des Kollegs im Bochumer Kunstmuseum zeigte deutlich die gesellschaftspolitische Relevanz und das große Interesse verschiedener gesellschaftlicher Akteure.


Praxisworkshop im Rahmen der Eröffnung von RePliR
Ziel des Praxisworkshops
Der zweite Tag der Auftaktveranstaltung des Fortschrittkollegs widmete sich dem konstruktiven Austausch mit Vertretern der am Kolleg beteiligten Praxispartner in Form eines Praxisworkshops. Die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis, die zu einem produktiven Wissenstransfer und dem Einbezug der aus der Praxis gewonnenen Erkenntnisse und Herausforderungen beitragen soll, wird damit von Beginn an konsequent verfolgt. Martina Munsel als zuständige Ansprechpartnerin für die NRW-Fortschrittskollegs im Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Forschung des Landes NRW betonte in ihrem Eröffnungsvortrag die Gleichwertigkeit praktischen und wissenschaftlichen Wissens und begrüßte die enge Zusammenarbeit der Praxispartner und Wissenschaftler. Anwesende Praxispartner gehörten verschiedenen Praxisfeldern an, wie z. B. dem Bildungswerk des deutschen Gewerkschaftsbundes, dem Kommunalen Integrationszentrum Bielefeld, dem WDR, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Stiftung Mercator. Die spezifischen Erfahrungen und Sichtweisen der Praxispartner warfen teils neue Perspektiven auf und konnten somit das Themenfeld religiöser Vielfalt um weitere Facetten bereichern.

Austausch und Kennenlernen der Praxispartner

Kern des Praxisworkshops bildete ein Informationsparcour, in dem die Doktoranden den Teilnehmenden des Workshops ihre Projekte vorstellten. Auch ein gegenseitiges erstes Kennenlernen stand dabei im Vordergrund. Bereits dieser Austausch zum Auftakt des Kollegs stellte für uns Doktoranden eine große Bereicherung dar, da konkrete Fragen angesprochen und erste, wichtige Kontakte zum Forschungsfeld geknüpft werden konnten. Nach einer gemeinsamen Mittagspause wurde der Austausch in einer Fishbowl-Diskussion reflektiert und diskutiert: Welche Herausforderungen religiöser Vielfalt im Ruhrgebiet nehmen die in verschiedenen Praxisfeldern Tätigen wahr? Wie können die verschiedenen Akteure der Gesellschaft damit umgehen und welchen Beitrag kann die Forschung dazu leisten? Hierbei betonten die Vertreter der Praxis die hohe gesellschaftspolitische Relevanz der Forschungsprojekte für ihre eigene Arbeit und stimmten darin überein, dass nur eine gemeinsame Zusammenarbeit die Herausforderungen der religiösen Vielfalt in verschiedenen Institutionen organisieren kann. Die überwiegend empirisch ausgerichteten Promotionsprojekte gewinnen so über die „Gatekeeper“ aus der Praxis einen Zugang zum konkreten Forschungsfeld und können spezifische Problemlagen interdisziplinär analysieren. Die Veranstaltung wurde von uns Doktoranden als gelungener erster Auftakt und gemeinsames Kennenlernen bewertet. Das Fundament für die künftige, beidseitig bereichernde Zusammenarbeit wurde damit erfolgreich gesetzt.

[1] Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind damit stets, wenn nicht anders spezifiziert, Angehörige aller Geschlechter.

Text: Martina Loth, Aysel Tepeli
Fotos: © RUB, Marquard

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