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Von der Sehnsucht nach dem Vertrautem im Fremden. Ein Besuch im Ruhr-Museum Essen

5/10/2021

 
In Zeiten, in denen Menschen mit Unsicherheiten kämpfen und jeder Tag Neues hervorbringen kann, wird nach Halt und einem Anker im Leben gesucht. Das Verlangen nach etwas, was gewohnt ist und die alltägliche Routine aufrechterhält, erscheint fast als ein Kennzeichen der conditio humana. Daher ist es spannend zu sehen, wie das Gewohnte auch in unsicheres Terrain hineingetragen wird und dort eine Synthese mit dem Bestehenden erfährt.
Bild
Auf der Zeche Zollverein - Foto: Mareike Ritter
Dies sind die ersten Gedanken, die mir beim Besuch des Ruhr-Museums auf der Zeche Zollverein in Essen und beim Betrachten der dort ausgestellten Fotografien kommen, beim ersten gemeinsamen Ausflug der RePliV-Promovierenden aus Münster und Bochum am 20. September 2021. Anlässlich des 60. Jahrestags des Anwerbeabkommens zwischen Bonn und Ankara zeigt das Museum – ein Praxispartner unseres Projekts – 120 beeindruckende Bilder des renommierten türkischen Fotografen Ergun Çağatay. Diese Fotos, entstanden im Jahr 1990, ergeben eine umfangreiche Reportage über sogenannte Gastarbeiter*innen der ersten und zweiten Generation aus der Türkei.

Die Ausstellung umfasst jedoch nicht nur diese 120 Bilder. Sie wird vielmehr durch weitere Aufnahmen komplementiert, die der Fotograf auf seiner Deutschlandreise gemacht hat. Hinzu kommen noch audiovisuell festgehaltene Interviews mit Personen, die gewissermaßen in Interaktion mit den Fotos Spannendes zur jüngsten Geschichte zwischen der Türkei und Deutschland zu erzählen haben.

Sehr aufschlussreich ist die Führung durch Stefanie Grebe, Leiterin der Fotografischen Sammlung des Ruhr-Museums und eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Nachdem sie unsere Nachfragen beantwortet hat, haben wir Gelegenheit, noch einmal in aller Ruhe die Fotografien zu betrachten. Die Bilder hängen gleichsam von der Decke, jedoch unter Tage, in der Zeche. Das verstärkt die Wirkung der Fotos, da auf ihnen viele Personen zu sehen sind, die selbst zwischen diesen „vier Wänden“ unter der Erde gearbeitet und ihre Zukunft gestaltet haben.
Bild
Führung durch die Ausstellung - Foto: Mareike Ritter
Zwischen Hoffnungen, Wünschen, Entbehrungen und Enttäuschungen haben diese Menschen der ersten Generation der Arbeitsmigration aus der Türkei ihre Tage gelebt. Das alles geschah jedoch auch in den eigenen vier Wänden über Tage, was der Fotograf Ergun Çağatay auf sehr eindrucksvolle Weise festgehalten hat. Auf den Bildern sind Familien, Alltagssituationen, Freundschaften, Formen der Religiosität und vieles mehr zu betrachten. Es ist dem Fotografen gelungen, sehr intime Perspektiven zu schaffen, die das Leben dieser Menschen nach meinem Eindruck präzise widerspiegeln.
 
Keines der Bilder wirkt gestellt, nichts inszeniert. Die Menschen auf den Fotos könnten meine Verwandten, meine Bekannten sein, Menschen, die in meinem näheren Umfeld leben oder gelebt haben. Die Bilder rufen in mir ein starkes Nostalgiegefühl hervor. Ich sehne mich zurück nach der Zeit, in der Wohnungen wie auf den Bildern Çağatays aussahen. In der jede türkische Familie die gleichen Schränke im Schlafzimmer, die gleiche Besteckgarnitur in der Küche und die gleichen Blicke in den Augen hatte.

Ich war damals jedoch noch zu klein, um die Blicke zu verstehen. Jetzt, viele Jahre später, da ich selber im Herzen Berlins wohne und meinen Kiez auf den Bildern Çağatays wiedererkenne, kann ich kaum glauben, dass ich tagtäglich auf den Wegen gehe, auf denen so viel Geschichte eingemeißelt ist. So viel von meiner eigenen Familiengeschichte. Und bestimmt auch von zahlreichen ähnlichen Familienbiografien.

Die Ausstellung ist jedem zu empfehlen, der sich ein Stück weit mit der jüngsten Geschichte Deutschlands beschäftigten möchte, aber auch mit der Geschichte der Türkei und vor allem mit den türkeistämmigen Menschen hier in Deutschland. Durch die Bilder kann ich besser verstehen, warum meine Großeltern kein Deutsch gelernt haben oder es nie lernen wollten. Aber die Bilder helfen mir auch zu begreifen, warum mein Vater (zweite Generation) hier in Deutschland studieren und einer anderen Beschäftigung nachgehen wollte als mein Großvater. Und schließlich ist mir durch die Bilder noch ein wenig klarer geworden, warum die Beschäftigung mit meiner eigenen persönlichen Vergangenheit so wichtig ist: Es geht auch darum, zu wissen, wohin meine Reise gehen soll.

Text: Beyhan Bozkurt

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